Die Geschichte der Stadt in Objekten
Neuer Museumsturm in Antwerpen
Belgien hat zwar seit über einem Jahr keine Regierung, dafür aber ein neues Museum: Das Museum am Strom in der flämischen Hafenstadt Antwerpen ist jetzt der Öffentlichkeit zugänglich. Es beherbergt über 400.000 Objekte aus mehreren Sammlungen zur Geschichte der Stadt Antwerpen, deren Identität jahrhundertelang von der Seefahrt und dem Handel geprägt wurde.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.05.2011
Antwerpen liegt am Fluss Schelde an der Mündung zur Nordsee. Obwohl sich die Stadt über ihre Geschichte als Hafenstadt definiert, haben die Bewohner ein getrübtes Verhältnis zu ihrem Fluss. Lange galten die Gebiete am Wasser als wenig attraktiv. Der neue Museumsbau steht an der Grenze zwischen Innenstadt und dem riesigen Hafengebiet - dieser Standort geht auf eine lokalpolitische Entscheidung zurück, das alte Hafenviertel wiederzubeleben.
Über zehn Jahre sind seit diesem Beschluss vergangen. Das Museum am Strom ist dabei das Zugpferd für die Umwandlung des Viertels, erzählt der Kurator Jef Vrelust vor dem monumentalen Gebäude stehend, das von Wasser und alten Kränen umgeben ist.
Von weitem sichtbar
In nur zwei Jahren Bauzeit wurde das MAS, wie das Museum am Strom kurz genannt wird, errichtet. Geplant wurde es vom Architekten Willem Jan Neutelings als 60 Meter hohe Gebäudeskulptur, die von weitem sichtbar ist und den Besuchern spektakuläre Ausblicke in alle Himmelsrichtungen bietet. Innen wie außen ist das Gebäude mit roten Steinplatten verkleidet, die an einst das Bild des Hafenviertels prägende Ziegel-Lagerhallen erinnern sollen.
"Was wir sehr schön finden ist, dass der Stein nicht poliert ist, aber diese Taktilität hat, die das sehr angenehm macht, aber auch eine schöne Komposition macht", sagt Architekt Willem Jan Neutelings.
Sonnenuntergang mit und ohne Museumsbesuch
Angelegt ist der Bau als vertikale Spirale, in deren Kern die Ausstellungsräume auf sieben Ebenen, sowie ein hochklassiges Restaurant im Obergeschoß untergebracht sind. Das Museum, das verschiedene städtische Sammlungen unter einem Dach zusammenbringt, wird von Carl Depauw geleitet.
Mehr als ein Museum wird das MAS sein, verspricht der Direktor: ein Ort, um Leute zu treffen, ein Buch zu lesen oder den Sonnenuntergang zu genießen. Möglich ist das - auch ohne Ausstellungsbesuch - im Spiralaufgang, der täglich bis Mitternacht bei freiem Eintritt geöffnet ist. Für den Architekten Willem Jan Neutelings hat sich dieses Konzept jetzt schon bewährt: "Man sieht viele Leute, die nach oben kommen und sich freuen. Das ist sehr schön, dass es sehr rasch ein Teil des kollektiven Bewusstseins von Antwerpen geworden ist."
Das MAS folgt mit diesem Konzept einem internationalen Trend, Kulturräume als Aufenthaltsräume zu gestalten, an denen es sonst in der Stadt mangelt. Das Publikum nimmt das Angebot, ins Museum gehen zu können; ohne eine Ausstellung zu sehen, gerne an.