Mladic ist bei weitem nicht die letzte Hürde

Ist Serbiens EU-Weg tatsächlich frei?

Mit der Verhaftung von Ratko Mladic steigen die Chancen Serbiens auf den Beitritt in die Europäische Union. Aber die EU-Perspektive Serbiens wird jetzt auf eine neue Ebene gehoben: Wie beurteilt die EU die Entwicklung Serbiens, wenn es es um Wirtschaft, Staatshaushalt, und politische Stabilität geht?

Raimund Löw analysiert

im Mittagsjournal-Gespräch am 27.05.2011 mit Hubert Arnim-Ellissen

Erfolgreiche Strategie

Mit der Festnahme Mladic hat Serbien, wie schon mehrfach festgestellt, einen großen Schritt Richtung EU unternommen. Aber Beitrittsverhandlungen können Jahre dauern, mit immer neuen Hürden, die auftreten. Es ist damit zu rechnen, dass Serbien im Herbst den Kandidatenstatus zuerkannt bekommt. Das ist tatsächlich ein riesiger Schritt, wenn man bedenkt, dass die NATO vor 12 Jahren noch Belgrad bombardiert hat. Und vor 20 Jahren waren die Balkan-Kriege noch das größte außenpolitische Desaster für die EU. Während die aktuelle Strategie erfolgreich ist. Und wenn alles gut geht, dann werden die Kriegsgegner von damals in einigen Jahren alle EU-Mitglieder sein und die mit viel Blutvergießen aufgebauten Grenzen werden keine Bedeutung mehr haben.

Andere Probleme im Vordergrund

In der EU wird jedenfalls anerkannt, dass sich Serbien politisch und wirtschaftlich weiterentwickelt hat. Die "Paria-Phase" unter Milosevic ist mit der Verhaftung Mladics endgültig vorbei. Bei den Beitrittsverhandlungen wird es aber auch um Fragen der Rechtsstaatlichkeit gehen, ein Punkt, der auf dem Balkan immer schwierig ist, zum Beispiel auch bei den Verhandlungen mit Kroatien. Serbien wird aber auch sein Verhältnis zum Kosovo normalisieren müssen. Beide Länder werden einen Modus finden müssen, wie sie miteinander leben. Das wird wahrscheinlich das nächste große politische Problem.