Wie der ÖFB-Chef das Tief überwinden will

Leo Windtner: Konsequenz und Kontinuität

Der österreichische Fußball ist alles andere als top: kein Verein im UEFA-Cup, keine Qualifikation für die Europameisterschaft, Ausschreitungen von Hooligans, Wettmanipulationsvorwürfe. Der Präsident des österreichischen Fußballbundes (ÖFB), Leo Windtner, setzt auf Konsequenz und Kontinuität, um aus der Misere heraus zu kommen.

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Der Präsident des österreichischen Fußballbundes, Leo Windtner, im Interview mit Michael Kasper am 28.05.2011

Wieder in den UEFA-Cup

ÖFB-Präsident Leo Windtner betrachtet es als Ziel, dass österreichische Clubs wieder in der UEFA Champions League vertreten sind. Die Qualität der Ausbildung sei an sich "top". Die Entwicklungsarbeit, etwa in den Akademien, sei gut. Als Zeichen dafür wertet Windtner, dass Österreich viele Spieler "exportiert", so seien die meisten ausländischen Spieler bei Bayern München Österreicher. Allerdings müsste man erreichen, dass die guten Spieler in Österreich gehalten werden oder zumindest etwas später ins Ausland wechseln. Jetzt sei schon der Transfer mit 16 oder 17 Jahren gang und gäbe. Andererseits seien die Spielertransfers eine Einnahmequelle für die Clubs und ein Auslandseinsatz ein Gewinn für einen Spieler.

Konsequent gegen Hooligans

Die Ausschreitungen auf Fußballplätzen wie zuletzt beim Wiener Derby seien eine Herausforderung auch für den Fußballverband, zumal sich das Phänomen nicht auf die Bundesliga beschränke. Da müsse man die Situation gemeinsam analysieren und "ganz klare Pakete" schnüren. Er habe dazu schon mit der Innen- und der Justizministerin gesprochen. Als Maßnahmen nennt Windtner Stadionverbote und die konsequente Anwendung der Pyrotechnikverbote. Die Clubs müssten ihren bisher oft lockeren Kurs ändern und hätten das auch schon erkannt.

Problem auch der Gesellschaft

Er sieht in den Hooligans aber auch ein gesellschaftliches Problem, indem sich junge Menschen mit "Sinndefizit" und mangelnder Ausbildung zu "Revolutionspotenzial" zusammenfinden und in Stadien als Bühne nutzen. In England sei dieses Problem nur von den Stadien auf öffentliche Plätze verlagert worden.

Was den Verdacht von Wettmanipulationen betrifft, fordert Windtner Untersuchungen "mit aller Schärfe", denn das wäre "ein Krebsgeschwür des Fußballs".

Constantini bleibt

Das bevorstehende EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland könnte als letzte Bewährungsprobe für das Trainerteam der Österreichischen Nationalmannschaft um Dietmar Constantini angesehen werden. Doch Windtner betont, das Trainerteam sei bis Jahresende bestellt, man werde vertragstreu sein. Dass es mit der EM-Qualifikation nicht klappt, habe nicht nur mit einzelnen Personalfragen zu tun, sondern auch mit strukturellen Verantwortungen und Entscheidungsabläufen. Denn in den Nachwuchsbereichen sei man sehr gut unterwegs. Und Rückschläge änderten nichts an der Kursrichtung. Und im Fußball-Sport könne es rasch wieder nach oben gehen.

ÖFB-Karriere und Energie-Manager

Dr. Leopold Windtner, geboren am 30. August 1950 in Linz ist seit 28.2.2009 Präsident des Österreichischen Fußballbundes. Vorher war er seit 1996 Präsident des oberösterreichischen Fußball-Verbandes, seit 1999 ÖFB-Vize-Präsident. Beruflich ist Windtner, der an der Wiener Wirtschaftsuniversität Welthandel studiert hat, Vorstands-Vorsitzender der Energie AG Oberösterreich und war zehn Jahre lang auch Bürgermeister von St. Florian.