Berlakovich kündigt Marketing-Offensive an
EHEC: Vertrauen in Bauern wieder herstellen
Es waren nicht die Gurken, sondern vermutlich die Sprossen. Bei der Suche nach der Quelle des EHEC-Erregers in Deutschland ist man offenbar einen Schritt weiter gekommen. Der Schaden für die Bauern ist hoch. Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) kündigt eine Marketingoffensive an, um das Vertrauen in die Landwirtschaft wieder herzustellen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 6.6.2011
Warten auf Ergebnisse
Erst Montagmittag werden die Untersuchungsergebnisse vorliegen, die die Sprossen aus einem Betrieb in Niedersachsen tatsächlich als Ursache für die Verbreitung des EHEC-Keimes bestätigen. Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann gab jedoch bekannt, dass es bereits jetzt sehr eindeutige Belege dafür gebe, dass die Sprossen eine wesentliche Einschleppungsquelle waren.
Nachdem 17 Menschen in einem Lübecker Restaurant erkrankt waren, wurde über einen Zwischenhändler ein Betrieb in Niedersachsen ausgemacht, der die wahrscheinlich kontaminierten Sprossen hergestellt hat. Insgesamt 18 verschiedene Sprossen könnten an der Verbreitung des EHEC-Keimes beteiligt sein. Insbesondere die sogenannte "milde Sprossenmischung", die neben Linsen und Bockshorn auch Azukibohnen aus dem fernen Osten enthält, stehe aufgrund der Lieferbeziehungen in Zusammenhang mit den Infektionen, sagte Gert Lindemann.
Landwirtschaftsbetrieb gesperrt
Der betroffene Betrieb hat seine Ware in verschiedene deutsche Bundesländer ausgeliefert. Daher wird dringend davon abgeraten, vor allem im norddeutschen Raum Sprossen zu verzehren. Der Geschäftsführer des betroffenen Hofes kann sich die Vorwürfe übrigens nicht erklären. Die Salatsprossen würden überhaupt nicht gedüngt und auch in anderen Geschäftsbereichen des Hofes werde kein tierischer Dünger verwendet sagte er der Osnabrücker Zeitung. Der Betrieb wurde aber inzwischen gesperrt und die deutschen Behörden hoffen, dass nun zumindest eine Infektionsquelle ausgeschaltet werden konnte.
Millionenschäden für Bauern
Der Zustand der deutschen EHEC-Patientin im Wiener AKH ist nach Angaben der Ärzte lebensgefährlich. Die Frau leidet an akutem Nierenversagen. Zum Aufatmen ist es also noch zu früh - auch für die Gemüsebauern. Denn die Verunsicherung der Patienten ist nach wie vor groß. Die Regierung will jetzt helfen.
Umweltminister Nikolaus Berlakovich ist mit der Suche nach dem Ursprung des EHEC-Keims nicht zufrieden: "Das Ärgerliche ist, dass es ein ziemliches Ratespiel ist, wo der Erreger herkommt. Die Konsumenten sind extrem verunsichert. Es kann nicht sein, dass jeden Tag ein neuer agrarischer Sektor verdächtig wird und dabei Millionen an Schäden entstehen auf dem Rücken der Bauern."
Bauernhilfspaket geschnürt
Bis jetzt ist Österreichs Bauern ein Schaden von 200.000 Euro entstanden. Um die Verluste einzudämmen hat Berlakovich ein Ein-Millionen Euro schweres Marketing-Paket geschnürt. Damit soll das Vertrauen der Konsumenten in österreichisches Gemüse wieder hergestellt werden. Eine Direkthilfe für betroffene Bauern gibt es noch nicht.
"Ärgerliches Ratespiel"
Nikolaus Berlakovich im Gespräch mit Martina Großfurtner.