Diskussion bei Weltwirtschaftsforum

Europa soll "arabischen Frühling" begleiten

Europa tut zu wenig, um die derzeitigen Umwälzungen im arabischen Raum zu unterstützen. Das war der Tenor einer Diskussion zum Thema "Arabischer Frühling" im Rahmen der zweitägigen Regionalkonferenz des Weltwirtschaftsforums in Wien.

Abendjournal, 08.06.2011

Neue und bessere Ordnung

Ein Zurück zu dem was war, werde es nicht geben, Rückschritte und Rückschläge sehr wohl, aber der Weg führe in eine neue und bessere Ordnung für die arabischen Völker. Darüber herrschte Einigkeit. Kurzfristig habe die Revolte in Tunis etwa zu noch schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen geführt, sagt der tunesische Zentralbankgouverneur Mustapha Nabli. Das gefährde den demokratischen Prozess. Hier sei Hilfe aus Europa, gefragt: "Um Institutionen zu bilden braucht es Ressourcen, nicht nur für die Regierung, es braucht private Investoren, die zeigen, dass sie an den Erfolg der Revolution glauben, die Zivilgesellschaft braucht Hilfe! wir bekommen Hilfe, aber viel zu wenig, gemessen an der Herausforderung, vor der wir stehen".

Umdenken gefragt

An die arabische Geschäftswelt appelliert der Unternehmer Khalid Janahi, aus Bahrain: "Die arabische Business-Community war im Bett mit den Regimen. Jetzt ist es Zeit umzudenken, und statt US-Anleihen zu kaufen, und bevor wir Europa um Hilfe bitten, müssen wir unser Geld in der arabischen Welt ausgeben".

Weg selbst bestimmen

Nur: wer investiert, will Sicherheit, und Sicherheit braucht Ressourcen. Ein Teufelskreis. Und was ist das Ziel, welches System? das müssten die Länder klar definieren, mahnt der Politiker am Podium, Valdis Zatlers, lettischer Präsident, der selbst Revolution und Übergang erlebt hat. Kann das türkische Modell als Vorbild dienen? "Ich will ein Modell, das das Modell der Menschen selbst ist, sagt Khalid Janahi, der vehement auf Selbstbestimmung der arabischen Völker beharrt, auf ihrem Recht, ihren Weg selbst zu bestimmen, wie die Menschen im Westen.

Ich glaube an das Prinzip: ein Mensch, eine Stimme zur Bildung einer Verfassung. Diese wird die Regierungen legitimieren. Und wenn in Ägypten etwa die Islamisten gewinnen - so sei es!"

Keine Unterdrückung mehr

Das wesentliche, so Janahi sei, dass die Botschaft aus allen Revolten laute: keine Repression, keine Unterdrückung mehr, das müssten alle Führer quer durch die arabische Welt akzeptieren. Die Macht des Volkes sei im arabischen Raum Realität und kein Mythos mehr.