Experten fordern weitere Evakuierungen

Fukushima: Gefahr besonders für Kinder

Auch drei Monate nach dem schweren Atomunfall in Japan, ist die Bevölkerung rund um Fukushima hoher Strahlung ausgesetzt. Kinder sind besonders gefährdet, die langfristigen Folgen unabsehbar. Wütende Eltern werfen der Regierung vor, zu wenig für deren Schutz zu tun.

Morgenjournal, 21.06.2011

Aus Fukushima,

Unsichtbare Gefahr

In der 300.000 Einwohner zählenden Provinzstadt Fukushima herrscht Alltag: Die Büros haben geöffnet, Restaurants sind gut besucht. Doch die unsichbare Gefahr ist immer noch da. Außerhalb der 20 Kilometer breiten Evakuierungszone rund um den havarierten Atommeiler werden immer häufiger hohe Strahlenbelastungen gemessen. In manchen Bezirken vor allem am Stadtrand hat sich Cäsium in bedenklichen Mengen im Boden angereichert.

Nicht ohne Atemschutz

In den Schulen findet der Unterricht bei geschlossenen Fenstern statt. In Schulhöfen und auf Sportplätzen wird das verseuchte Erdreich abgegraben. Die Schulkinder tragen im Freien Masken und langärmelige Hemden. Milch und Leitungswasser sind tabu. Sobald sie nachhause kommen müssen sie unter die Dusche. Viele Eltern sind wütend und werfen der Regierung vor, ihre Kinder nicht ausreichend vor der Strahlenbelastung zu schützen.

Experten: Kinder evakuieren

Experten meinen, dass die Strahlenbelastung zwar kurzfristig unproblematisch ist. Doch langfristig sind die Folgen vor allem für Kinder unabsehbar. Der Atomexperte von Greenpeace Jan Beranek fordert deshalb die Regierung auf, Kinder aus Fukushima Stadt abzusiedeln. Im Fall von Tschernobyl seien etwa Orte evakuiert worden, bei denen die Strahlenbelastung nur ein Viertel von dem betragen hätte, was jetzt in japanischen Dörfern und Städten gemessen wird, so Beranek. Die japanische Behörden reagieren nur langsam. Bislang sind die Evakuierungen außerhalb der Sperrzone "freiwillig", gezwungen wird niemand.