Deutsche nicht mehr voll hinter Währungsunion
Euro im Wanken?
In Deutschland ist eine große Kampagne angelaufen, in der für etwas geworben ist, was es schon lange gibt, was aber jetzt durchaus als bedroht erscheint: der Euro, die gemeinsame europäische Währung, für den die Deutschen sich einst von ihrer geliebten D-Mark getrennt haben.
8. April 2017, 21:58
Im Zug der Hilfsaktionen für Griechenland ist auch der Euro in Deutschland stark ins Gerede gekommen. Mit einer Werbeinitiative wollen führende Persönlichkeiten aus der Wirtschaft der wachsenden Euroskepsis im Land entgegentreten.
Mittagsjournal, 21.06.2011
Inserate für den Euro
An Bekenntnissen offizieller oder offiziöser Natur fehlt es nicht. Heute sind in mehreren wichtigen Tageszeitungen Deutschlands ganzseitige Inserate zu finden, aufgegeben und gesponsert von wichtigen Industrie- und Bankenchefs aus Deutschland und Frankreich, auch ein Österreicher, Siemens- Chef Peter Löscher, ist unter den Unterzeichnern. Der Euro ist notwendig, lautet die Überschrift, verwiesen wird auf die Vorteile der gemeinsamen Währung für Europas Unternehmen und deren Mitarbeiter, neun Millionen neue Arbeitsplätze seien in der Eurozone seit der Euro-Einführung entstanden, heißt es da, und dann spannt der Text den Bogen hin zur aktuellen Situation um Krisenstaaten wie Griechenland.
Dazu heißt es in dem Inserat: Kurzfristig muss diesen von der Verschuldungskrise betroffenen Ländern finanziell geholfen werden damit sie ihre finanzielle Unabhängigkeit zurückgewinnen und sich für die Bevölkerung dort eine Zukunftsperspektive einstellt. Im Gegenzug müssen wirksame Maßnahmen umgesetzt werden. Die Rückkehr zu stabilen finanziellen Verhältnissen wird viele Milliarden Euro kosten, aber die EU und unsere gemeinsame Währung sind diesen Einsatz allemal wert. - Ein verblüffender Gleichklang mit dem , was immer wieder aus dem Mund von Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel zu hören ist, hier jüngst beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy: der Euro ist unsere gemeinsame Währung, Europa und der Euro hängen auf das Engste miteinander zusammen und deshalb werden wir alles tun, um den Euro und seine Stabilität als Ganzes zu erhalten und die Schwierigkeiten überwinden, so Merkel.
Deckungsgleich mit Regierungshaltung
Ein verblüffender Gleichklang mit dem, was immer wieder aus dem Mund von Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel zu hören ist, hier jüngst beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy: der Euro ist unsere gemeinsame Währung, Europa und der Euro hängen auf das Engste miteinander zusammen und deshalb werden wir alles tun, um den Euro und seine Stabilität als Ganzes zu erhalten und die Schwierigkeiten überwinden, so Merkel.
Vertrauen in Euro schwindet
Die breite öffentliche Offensive für den Euro soll dem weit verbreiteten Misstrauen entgegenwirken, wenn es um die aktuelle Finanzpolitik geht. Vor kurzem hat eine Umfrage des Emnid-Instituts ergeben, dass das Vertrauen der Deutschen in den Euro nicht mehr besonders stark ausgeprägt ist. Von großem Vertrauen reden 42 Prozent der Deutschen, von geringem Vertrauen mehr, nämlich 57.
Für Austritt der schwachen Euro-Länder
Das bedeutet jetzt nicht, dass es in Deutschland eine breite Bewegung weg von Euro und vielleicht zurück zur D-Mark gäbe. Aber es gibt das Bestreben, den Euro nur noch denen zu gönnen, die ihn nach Meinung der Deutschen auch verdienen. Auf die Frage, ob Griechenland aus der Eurozone austreten, sprich, die Drachme wieder einführen sollte, sind ungefähr gleich viele Deutsche dafür wie dagegen, heißt es in einer aktuellen Umfrage des Münchner Magazins Focus. Damit hält sich denn auch die Idee des früheren glühenden Euro- Befürworters und jetzigen Skeptikers Hans- Olaf Henkel weiter in der Debatte der vorgeschlagen hat, die Eurozone zu teilen, mit einer Währung für starke Nord-Euro-Länder und eine andere für schwache Südstaaten.
Keine Alternative
Die Idee wird immerhin so ernst genommen, dass die Unternehmenschefs in ihrem heutigen Zeitungsinserat ausdrücklich erwähnen, als falschen Weg, wie es heißt. Als richtigen Weg empfehlen sie engere Koordinierung der europäischen Wirtschafts- und Haushaltspolitik, Denn zum gemeinsamen Euro gebe es, wie es im Text weiter heißt, keine ernsthafte Alternative.