Nach Steuerflucht-Geständnis und wegen Krankheit

Ai Weiwei gegen Kaution auf freiem Fuß

Nach gut zweieinhalb Monaten in Haft ist der chinesische Künstler und Regierungskritiker Ai Weiwei gegen Kaution auf freien Fuß gekommen. Die Freilassung sei erfolgt, nachdem Ai ein Geständnis wegen Steuerflucht abgelegt habe und weil er chronisch krank sei, berichtete am Mittwoch die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Die Regierung in Peking hatte ohne Angaben von Details mitgeteilt, dass dem international renommierten Künstler "Wirtschaftsverbrechen" vorgeworfen werden.

Abendjournal, 22.06.2011

"Gute Haltung" bewiesen

Ai habe seine "Vergehen zugegeben" und damit eine "gute Haltung" bewiesen. Der international renommierte Künstler und prominente Kritiker der chinesischen Führung war am 3. April festgenommen und seitdem an einem unbekannten Ort festgehalten worden.

Die Festnahme von Ai war international scharf kritisiert worden. Mehr als 100.000 Menschen unterzeichneten eine Petition für seine Freilassung, die von dem New Yorker Guggenheim-Museum initiiert worden war.

Gemischte Gefühle bei Verleger

Der Berliner Galiani Verlag, der die in China verbotenen Blogtexte des chinesischen Künstlers Ai Weiwei herausbringt, reagierte mit gemischten Gefühlen auf die Freilassung des Regimekritikers. "Wir sind natürlich zunächst unglaublich froh", sagte der Verleger Wolfgang Hörner am Mittwoch. "Aber wir machen uns auch große Sorge, dass ihm Wirtschaftsverbrechen vorgeworfen werden. Das ist oft ein Weg, Regimekritiker ins Gefängnis zu bringen oder sie zu ruinieren."

Zugleich betonte Hörner, an den Zuständen in China habe sich durch die Freilassung nichts grundsätzlich geändert. "Das ist zwar grandios, aber es gibt genügend andere, weniger bekannte Künstler, die nach wie vor inhaftiert oder verschleppt sind."

Bei Galiani erscheinen die verbotenen Blogtexte Ai Weiweis Ende Juli unter dem Titel "Macht euch keine Illusionen über mich".