Gewerkschaften kämpfen gegen Sparpaket

Generalstreik in Griechenland

In Griechenland legt ein Generalstreik zwei Tage lang das Land lahm. Die Gewerkschaften wollen die Regierung von ihrem 78 Milliarden Euro schweren Sparprogramm abbringen. Das Sparpaket wird seit dem gestrigen Montag im Parlament debattiert und soll am morgigen Mittwoch zur Abstimmung stehen.

Mittagsjournal, 28.06.2011

Nichts geht mehr

Ein Land steht still und das für 48 Stunden. Flugzeuge bleiben am Boden, Fähren im Hafen Ministerien und staatliche Unternehmen sowie viele Banken werden ebenfalls bestreikt. Ärzte arbeiten nur im Notfall.

Busse und Straßenbahnen in Athen fahren nicht, die Metro dagegen schon, als einziges öffentliches Verkehrsmittel. Sie soll die Menschen zu der großen Demonstration auf den Syntagma-Platz bringen.

Gewerkschaften lenken Volkszorn

So wollen es die Gewerkschaften. Sie lenken den Volkszorn: Hundertausende Griechen sollen das Parlamentsgebäude umzingeln, dort wo über das drastische Sparpaket beraten wird.

Es sind hauptsächlich die beiden größten Gewerkschaften, die zu dem Streik aufgerufen haben, aber auch sogenannte empörte Bürger.

Demonstranten sehen Sparpaket als ungerecht

Sie haben sich längst im Internet organisiert und wollen parallel zu den Beratungen im Parlament alle Zufahrtsstraßen zum Gebäude sperren.

Eigentlich demonstrieren sie schon seit Wochen täglich vor der Volksvertretung und beschimpfen die Politiker des Landes als Diebe und Verräter.

"Das sind schon sehr drastische Maßnahmen, die da auf uns zukommen, und man weiß nicht einmal, ob das auch helfen wird", klagt ein 62-jähriger Pensionist.

Ein kommunistischer Demonstrant bezeichnet das Sparpaket als ungerecht: "Wir werden bis zum Ende dagegen kämpfen: mit immer mehr Streiks." Der Appell von Ministerpräsident Papandreou an das patriotische Gewissen hat den jungen Mann nicht beeindruckt.

Zweifel an Umsetzung der Sparmaßnahmen

Die Griechen glauben, dass die Regierung das Sparpaket im Parlamente durchbringen wird, aber viele zweifeln, ob die Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden können.

"Die Leute sehen kein Licht am Ende des Tunnels und ich glaube sie wollen bis zum Ende Widerstand leisten", so Yannis Paleologos, der Herausgeber der Freien Sonntagszeitung in einem Interview für die BBC.

Ohne Sparpaket, kein Hilfspaket

Auch Paleologos ist nicht glücklich mit den geplanten Sparmaßnahmen, sieht aber ein, dass für Griechenland viel davon abhängt. Immerhin geht es um die Auszahlung einer weiteren Kredittranche von EU und IWF in der Höhe von zwölf Milliarden Euro.

Außerdem ist der strikte Sparkurs Voraussetzung für ein neues Hilfspaket im Umfang von bis zu 120 Milliarden Euro, das am kommenden Wochenende von den EU-Finanzministern beschlossen werden soll.