"Drei Schwestern" in Reichenau
Premierenreigen an der Rax
Die Festspiele Reichenau in Niederösterreich warten dieser Tage mit einem Premierenreigen auf. Nach den "Drei Schwestern" von Tschechow am Mittwochabend folgt am Donnerstag, 7. Juli 2011 "Oberst Redl", am Freitag dann die Premiere von Hofmannsthals "Der Rosenkavalier".
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 07.07.2011
Service
Heiterer "Rosenkavalier" mit Holender
Der Erfolg der Theaterfestspiele von Reichenau lässt sich eigentlich auf ein Grundrezept zurückführen: Die Stoffe, die oft ins Wiener Fin de siècle zurückführen und die besten Besetzungen, oft mit dem, was man mit "gute österreichische Theatertradition" umschreibt. Nach Schnitzlers "Fräulen Else" zu Beginn des Festivals folgt Freitagabend der "Rosenkavalier" in der Regie des gebürtigen Österreichers und Peyman-Weggefährten Hermann Beil.
"Es ist hier ein sehr freundliches Arbeitsklima, eine schöne Atmosphäre", so Beil. "Es treffen sich hier beim 'Rosenkavalier' zehn Künstler, die sich kaum kennen und trotzdem entsteht in kurzer Zeit eine ganz herrliche Zusammenarbeit, die uns allen Freude macht und ich hoffe dadurch ja auch dem Publikum. Das Schöne an Reichenau ist, dass hier immer eine ideale Mischung ist aus bekannten und bewährten Künstlern und ganz jungen Künstlern. Das ist sehr selbstverständlich."
Julia Stemberger als Marschallin und Ioan Holender als angeberischer Parvenü Faninal könnten das Publikum im stimmungsvollen Kurtheater in Reichenau erheitern.
Oberst Redl
Ernster geht es in der Premiere am Donnerstagabend zu, bei der "Oberst Redl" im Mittelpunkt steht, jener Soldaten aus kleinen Verhältnissen, der es bis an die Seite des Thronfolger Franz Ferdinand als Chef der Spionageabwehr schaffte, durch seine Homosexualität aber erpressbar und selbst zum Spion wurde. Nicolaus Hagg hat dazu ein griffiges Stück geschrieben. Michael Gampe hat das Geschehen im neuen Saal der Festspiele Arena-artig in Szene gesetzt
"Je gefährdeter ein Mensch ist, umso aggressiver wird er üblicherweise. Und dann geht es in diesem Stück um Eitelkeiten, Gier, Verrat, Liebe, Enttäuschung - und wir haben versucht, darüber Geschichten zu erzählen", so Gampe.
Marcello de Nardo ist als Redl, Reichenau-Star Miguel Herz-Kestranek als verblüffend glaubwürdiger Thronfolger zu erleben.
Intendant will Geschichten erzählen
Gibt es ein Motto bei der heurigen Festspielsaison in Reichenau? "Ja, es gibt ein Motto: Geschichten erzählen", so Festivalleiter Peter Loidolt. "Über Freud und Leid, über Karrieren, über Spionagen, Angebote für Nackte Haut - also wirklich Geschichten erzählen."
Rund um Reichenau haben sich auch andere, kleinere Festivals etabliert, etwa jenes im Thalhof. Heuer versucht sich ein neues Festival auf dem Semmering. Dazu Reichenau-Intendantin Renate Loidolt: "Das ist genauso wie in Salzburg auch. Wenn sich über viele Jahre ein etabliertes Festival breit macht, dann kommen viele andere, die von diesem Publikum gerne mitnaschen möchten."
Ja und gut Lachen haben sie, die Loidolts, denn wie immer sind alle Vorstellungen so gut wie ausverkauft. Und in diesem Sinne man kann getrost sagen: Reichenau ist das Bayreuth des österreichischen Theaters.