Investmentbanker Hemetsberger optimistisch

"Großer Schritt, Herausforderungen bleiben"

Die erste Reaktion der Finanzmärkte auf den Euro-Rettungsplan ist positiv. Die befürchtete Kettenreaktion dürfte gestoppt sein, erwartet der Investmentbanker Wilhelm Hemetsberger. Dass die Diskussion um die Stabilität des Euro-Systems damit auf Dauer beendet ist, erwartet Hemetsberger aber nicht.

Morgenjournal, 22.07.2011

Nadja Hahn spricht mit dem Investmentbanker Wilhelm Hemetsberger

Rückzahlung wahrscheinlicher geworden

Es sei ein sehr großer Schritt der EU mit realistischen Zielen, sagt Hemetsberger im Ö1 Morgenjournal. Die Rückzahlung der Schulden durch Griechenland, aber auch andere Länder wie Portugal sei nun wahrscheinlicher. Das unterstütze die Stabilität. Das Ausmaß, in dem die privaten Gläubiger an dem Hilfspaket mitzahlen, schätzt Hemetsberger so ein: Die beteiligten Banken, Versicherungen und Fonds verzichten auf 20 Prozent ihrer Schulden. Wenn man die längeren Laufzeiten und die reduzierten Zinsen in der Anfangszeit berücksichtige, reichten die Einbußen von 40 bis 100 Milliarden Euro, rechnet Hemetsberger vor.

Keine Kettenreaktion

Ob die Einbußen von den Rating-Agenturen als Zahlungsausfall gewertet würden, sei eher eine technische Frage, so Hemetsberger. Die befürchtete Kettenreaktion werde jedenfalls nicht eintreten, weil die Europäische Zentralbank garantiert, griechische Anleihen trotz eines teilweisen Zahlungsausfalls weiterhin als Sicherheit für Finanzierungen der Banken zu akzeptieren.

Debatte nicht beendet

Die nun beschlossenen Maßnahmen seien jedenfalls deutlich besser strukturiert als die bisherigen, so Hemetsberger. "Aber die Herausforderungen an Europa, mit einem niedrigen Wachstum und einem hohen Schuldenstand, werden bestehen bleiben." Der Investmentbanker erwartet, dass die Diskussion um Euro-Anleihen und eine gemeinsame europäische Finanzpolitik weitergehen wird.

Der Ex-Bank-Austria-Vorstand Wilhelm Hemetsberger hat 2008 die Anlageberatungsfirma Ithuba Capital AG mit Sitz in Wien erworben.