Zweifel an Maßnahmenbündel wachsen

Kritik an Griechenland-Hilfspaket

Die erste Euphorie nach dem EU-Krisengipfel zu Griechenland ist verflogen. Es mehren sich wieder die Zweifel, dass das Maßnahmenbündel wirklich Wirkung entfaltet. Moody's stufte die Kreditwürdigkeit Griechenlands erneut herab, wenn auch mit dem Zusatz, dass das Rettungspaket hilft, die Lage zu stabilisieren.

Mittagsjournal, 25.7.2011

Volker Obermayr

Ackermann nutzte Beziehungen

Ein Teil des Pakets ist die Beteiligung des so genannten privaten Sektors, also Banken, Versicherungen und Fonds, die griechische Anleihen halten. Allzu teuer wird die Institute das Engagement jedoch nicht zu stehen kommen. Die internationale Bankenvereinigung kann mit ihrem Vorsitzenden Josef Ackermann zufrieden sein. Der Schweizer, noch an der Spitze der Deutschen Bank, hat für die Branche vor allem seine guten Verbindungen ins Kanzleramt zu Berlin genutzt, um den Anteil der Institute an der Griechenlandhilfe in Grenzen zu halten.

"Trifft uns hart"

Ein Ausweichen war nicht mehr möglich - bis zu 50 Prozent Abschlag hatten etwa die deutschen Wirtschaftsweisen verlangt, annähernd die Hälfte ist es geworden, und das unter dem Titel freiwilliger Forderungsverzicht. "Das trifft uns hart. Das sind Abschreibungen von 21 Prozent, die wir auf die griechische Position vornehmen", sagte Ackermann. Er hatte gegenüber der deutschen Kanzlerin ein gewichtiges Argument, um den Forderungsverzicht zu limitieren. Angela Merkel braucht eine Beteiligung des privaten Sektors, schon damit die Koalition im Bundestag eine Mehrheit für das nächste Griechenlandpaket bekommt.

Ausfall nicht dramatisch

Ein Ausfall von gut 20 Prozent ist für die deutschen Banken sowie Versicherungen nicht dramatisch. Sie halten in Summe Anleihen mit einem Nennwert von 4,5 Mrd. Euro, weil sich fast alle Häuser vergleichsweise früh aus dem Geschäft mit Hellas zurückgezogen haben. Einen Teil ihrer Papiere hat die Europäische Zentralbank (EZB) übernommen, sie hält derzeit die meisten griechischen Anleihen. Am Forderungsverzicht beteiligt sich die EZB nicht.

Für die finanzstarken deutschen Banken und Versicherungen bleibt somit unter dem Strich ein Beitrag von etwa einer Milliarde Euro. Mehr verschmerzbar denn schmerzhaft, resümiert Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank: "Insgesamt ist es ein recht überschaubares Maß."

"Auch im eigenen Interesse"

Die deutschen Institute versuchen erst gar nicht, ihre Rolle größer zu machen oder selbstlos zu wirken, allen voran Ackermann selbst: "Wir machen das natürlich auch im eigenen Interesse, sonst könnten wir das gegenüber unseren Eigentümern nicht begründen."

Sein Blick gilt dabei auch der Situation außerhalb Deutschlands. Weitet sich die Schuldenkrise in Staaten wie Spanien oder Italien aus, dann schadet das den eigenen Geschäften.

Chancen sind gestiegen

Dass der freiwillige Forderungsverzicht der Institute mit Anleihen nicht höher ausfällt, hat noch einen weiteren Grund: die Lage der Banken in Griechenland selbst. Sie haben in der Vergangenheit viel in Staatspapiere investiert. Zu hohe Abschreibungen auf die Anleihen würden das Verhältnis von Risikovorsorge und Eigenkapital stark verschieben und die Institute an den Rand des Zusammenbruchs führen. Auch das soll mit dem neuen Hilfspaket vermieden werden.

Jetzt müssen griechische Banken sowie Versicherungen mit Einbußen von etwa zehn Milliarden Euro rechnen. Das System könnte somit ohne Kapitalspritzen von außen weiterfunktionieren. Zumindest sind die Chancen gestiegen.