Neueinstieg nach Vorgänger-Konkurs

Raiffeisen vermarktet Bio-Getreide

Nach heftigen Turbulenzen im Vorjahr ordnet sich der heimische Markt für Biogetreide neu: Der frühere größte Vermarkter, die Agentur für Biogetreide, war in den Konkurs geschlittert. Eine Nachfolge-Gesellschaft konnte die Lücke auf dem Markt nicht ausfüllen und zahlreiche Biobauern mussten Verluste in Kauf nehmen. Heuer steigt Raiffeisen in den Handel mit Bio-Getreide ein.

Morgenjournal, 30.07.2011

Durch Fehleinschätzung in die Pleite

Fast ein Jahrzehnt war die Agentur für Biogetreide Österreichs größter Vermarkter von biologisch angebautem Getreide. Mit einem Marktanteil von zeitweise mehr als 80 Prozent gab es für die Bauern so gut wie keine Alternative zur Agentur. Im Sommer 2009 machte diese aber einen entscheidenden Fehler: Sie ging davon aus, dass die Getreidepreise weiter steigen würden und sagte den Bauern zu hohe Zahlungen zu, um sie an sich zu binden. Das war aber eine Fehleinschätzung, erklärt der Geschäftsführer von Bio-Austria, Österreichs größter Bio-Bauern-Organisation, Christoph Gleirscher.

Offene Tür für Raiffeisen

Auslöser waren zwei neue Vermarkter, die der Agentur für Biogetreide Konkurrenz machten. In der Folge musste die Agentur Konkurs anmelden. Der Versuch, das Unternehmen weiterzuführen scheiterte ebenso wie eine Nachfolgegesellschaft. Das öffnete Raiffeisen die Türen: Die neu gegründete Tochtergesellschaft Biogetreide Austria kauft ab heuer über die Lagerhäuser erstmals Biogetreide auf. Geschäftsführer Ernst Gauhs setzt vor allem auf Professionalität in der Getreidevermarktung und will "mehr Sicherheit und Kontinuität in diesen Markt bringen". Denn bei Biogetreide sei die lückenlose Kontrolle vom Saatgut bis zum Konsumenten entscheidend. Da arbeitet die Raiffeisen-Tochter eng mit Bio-Austria zusammen.

Neue Rolle für Raiffeisen

Bisher habe Raiffeisen den Wirtschaftfaktor Bio eher unterschätzt und sich mit der Rolle als Dienstleister zufrieden gegeben, meint Bio-Austria-Geschäftsführer Gleirscher. Geschäftsführer Ernst Gauhs hofft auf das Vertrauen der Biobauern. Durch den großen Konkurrenzdruck könnten die Bauern heuer aber mit fairen Preisen rechnen, heißt es bei Bio-Austria.