Auch Beschäftigung und Wachstum wichtig
Sozialsystem: Demografie ist nicht alles
Die Lebenserwartung steigt, der Anteil der Jungen geht zurück. Das hängt wie ein Damoklesschwert über der Finanzierbarkeit des Sozialsystem in Österreich und ganz Europa. Doch dieser demografische Wandel werde überbewertet, sagen Experten des Sozialministeriums und der Arbeiterkammer. Es komme auf Beschäftigungsgrad und Wirtschaftswachstum an.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.08.2011
Hauptsache Jobs
Josef Wöss, Leiter der Abteilung Sozialpolitik der Arbeiterkammer Wien, weist darauf hin, dass derzeit rund ein Drittel der Menschen im erwerbsfähigen Alter keiner Arbeit nachgeht. Wenn es gelinge, einen großen Teil dieser Menschen in Jobs zu bringen, werde sich die Relation zwischen Beitragszahlern und -empfängern bei weitem nicht so verschlechtern wie es aufbauend auf den Demografie-Prognosen oft dargestellt werde. Voraussetzungen dafür: Junge müssten nach der Ausbildung rasch einen Arbeitsplatz finden, Beruf und Familie vereinbar sein und ältere Menschen gesund bleiben. Als Vorbild für hohe Beschäftigungsquoten nennt Wöss Dänemark, Schweden oder die Niederlande.
Wachstum relativiert Ausgaben
Hans Steiner, Leiter der Grundsatzabteilung im Sozialministerium, meint, dass die Sozialpolitik ohnehin bereits auf die demografische Veränderung reagiert hat. Als Beleg dafür führt er an, dass die Sozialquote, also Sozialausgaben im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, nicht gestiegen ist - obwohl seit 1995 die Zahl der Über-65-Jährigen um 250.000 gestiegen ist und der Staat für Pensionisten rund sechs Mal mehr ausgibt als für Jüngere. Der Grund: Die Pensionen steigen nicht mehr höher als die Inflationsrate, außerdem habe es bis zur Krise ein gleichmäßiges Wirtschaftswachstum gegeben. Diese Entwicklung hochgerechnet werde die Sozialquote in den nächsten 20 Jahren um nicht mehr als zwei Prozent steigen, so Steiner.