Dringender und radikaler Handlungsbedarf
IHS: Österreich vor Pensionskollaps
Wirtschaftsforscher des IHS schlagen jetzt Alarm in Sachen Pensionen. Sollte sich nicht bald und radikal am System etwas ändern, stehe die weitere Finanzierbarkeit in Frage. Die Forderung: Die Menschen in Österreich müssen endlich später in Pension gehen und der Staat muss etwas tun bei allen Arten der Frühpension, so die Wirtschaftsforscher.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.02.2011
Zu früh in Pension
Im Schnitt gehen Männer in Österreich derzeit immer noch mit 59 in Pension, Frauen mit 57 Jahren. Daran hat sich seit dem Jahr 2002 nichts geändert, das tatsächliche Pensions-Antrittsalter stagniert seit dem Jahr 2002. Alle Versuche der Politik, daran etwas zu ändern, sind in den letzten Jahren gescheitert, sagt Ulrich Schuh vom Institut für höhere Studien. Wenn hier nicht bald etwas passiert, dann entsteht langfristig eine gewaltige Finanzierungslücke: bis 2050 beträgt sie 3,8 Prozent des BIP.
Felderer: Invaliditätspension ausklammern
Den größten Handlungsbedarf sieht der Leiter des Instituts, Bernhard Felderer, bei der Invaliditätspension. Fast jeder Dritte aller neuen Pensionisten ist im Jahr 2009 mit dieser Art der Frühpension in den Ruhestand getreten.
Felderer schlägt vor, Menschen mit der Invaliditätspension nicht endgültig in Pension gehen zu lassen. Es sollte dafür ein eigenes System geschaffen werden, ein Pool, der dem AMS zur Verfügung steht gleichzeitig mit Bezug der Pension.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) habe hier zwar schon etwas in diese Richtung vorgeschlagen, doch hier müsse noch viel mehr geschehen.
Keine Frühpensionen mehr
Überhaupt sollten möglichst alle Arten der Frühpension abgeschafft werden, sagen die Experten des IHS. Auch die Schwerarbeiter-Pension, die der oberste Gerichtshof jetzt vom Verfassungsgerichtshof prüfen lässt. Für Ulrich Schuh vom IHS wäre es keine Härte im System, wenn diese Frühpension ganz fällt, das zeigten auch Vergleiche mit anderen Ländern.
Vier, fünf Jahre später in Pension
Die Botschaft des IHS lautet also: das tatsächliche Pensionsantrittsalter muss hinauf - möglichst um vier bis fünf Jahre. Wenn das nicht rasch passiert, dann werde man irgendwann gezwungen sein, auch in bereits bestehende Pensionen einzugreifen, und diese zu kürzen.