Ungarn nimmt Banken in die Pflicht
Fremdwährungskredite: Banken sollen zahlen
Die ungarische Regierung will heute im Parlament ein Gesetz beschließen, wonach die Banken für die Verluste der Häuselbauer durch ihre Fremdwährungskredite aufkommen müssen. In Not geratene Fremdwährungskreditnehmer sollen spesenfrei und ohne Währungsverluste aus ihren Krediten aussteigen können.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.9.2011
Ernst Gelegs aus Budapest
Günstig für Häuselbauer
Die Banken in Ungarn müssen sich auf massive Verluste einstellen, sollte die ungarische Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban ihre Ankündigung wahrmachen und Kreditnehmern gesetzlich ermöglichen, ihren Fremdwährungskredit ohne Währungsverluste und Gebühren auf einen Forintkredit umtauschen zu können.
Die Regierung will per Gesetz einen fixen Umrechnungskurs festlegen, der für die hundertausenden Häuselbauer mit Fremdwährungskredit ausgesprochen günstig ist.
Verluste Sache der Banken
So soll ein Euro für 250 Forint getauscht werden können und der Schweizer Franken für 180 Forint. Die tatsächlichen Wechselkurse sind wesentlich schlechter. Für den Euro muss man nach derzeitigem Wechselkurs 280 Forint zahlen und für den Schweizer Franken 233 Forint.
Diese von der Regierung festgelegten Traum-Wechselkurse sollen nur für all jene gelten, die innerhalb der nächsten zwei Jahre ihren Fremdwährungskredit in einen Forint-Kredit umtauschen wollen. Die Währungsverluste und anfallenden Spesen müssen nach dem Willen der Orban-Regierung von den Banken getragen werden.
800.000 in Zahlungsschwierigkeiten
1,3 Millionen Ungarn haben einen Fremdwährungskredit laufen. Davon sollen 800.000 in Zahlungsschwierigkeiten sein. Nur diese in Not geratenen Kreditnehmer sollen berechtigt sein, zu dem von der Regierung festgelegten Wechselkurs umtauschen können.
Die Auswirkungen auf die Banken sind noch unklar. Nach Berechnungen des ungarischen Wirtschaftsmagazins "Portfolio" müssen die Banken bei ihren Fremdwährungskreditgeschäften mit Verlusten von rund 20 Prozent rechnen.
Orban: "Richtig, nachhaltig, machbar"
Für den ungarischen Ministerpräsidenten ist das Rettungspaket für notleidende Kreditnehmer eine der wichtigsten sozialpolitischen Maßnahmen seiner Regierung. Orban sagte am Wochenende, dass die Maßnahme moralisch richtig, finanziell nachhaltig und rechtlich machbar sei. Der Gesetzesvorschlag soll noch heute im Parlament beschlossen werden.