Nach Finanzkrise

Strenge britische Bankenregeln

Ausgerechnet Großbritannien, das sich immer gegen die Regulierung des Finanzmarktes gesperrt hat, soll jetzt besonders strenge Bankenregeln bekommen. Die Banken sollen bis 2019 das Privatkundengeschäft vom Investmentgeschäft trennen und ihre Eigenkapitalquote auf zehn Prozent erhöhen.

Eine Kommission der britischen Regierung hat ein Jahr an den Empfehlungen gearbeitet, die jetzt vorgestellt wurden. Die Vorschläge gehen über die Forderungen des Basel-3-Abkommens hinaus, das von der internationalen Bankenaufsicht verlangt worden war.

Abendjournal, 12.09.2011

Gut für Banken und Steuerzahler

Es ist vermutlich die radikalste Reform, die das britische Bankenwesen je erlebt hat. Zwei wesentliche Ziele sollen die Empfehlungen der Regierungskommission erreichen. Erstens: britische Banken sollen künftig den Turbulenzen des Finanzmarktes leichter widerstehen können. Zweitens: die Steuerzahler und die Kunden sollen davor bewahrt werden, Banken noch einmal finanziell auffangen zu müssen.

Und das geht so: Banken müssen ihr Privatkundengeschäft und ihr Investmentgeschäft trennen. Sprich: jener Teil der Bank, der Privatkunden bedient, haftet nicht mehr für Investmentgeschäfte. Zugleich müssen die Banken einen Schutzschirm für jenen Teil aufspannen, der Privatkundengeschäfte macht, indem sie die Eigenkapitalquote auf 10 Prozent erhöhen, was 3 Prozent mehr ist, als zuletzt von der internationalen Bankenaufsicht in Europa gefordert.

Flexible Regelung

Warum trennt man die Banken dann nicht gleich per Gesetz in Investment- und Privatkunden-Banken? John Vickers, Vorsitzender der Banken-Regierungs-Kommission sagt, die empfohlene Regelung ist flexibler, und: Kurz gesagt, weil ein starker Schutzschirm, wie wir ihn empfehlen, uns mindestens gleich viel Stabilität bringt, wie eine vollständige Trennung, nur mit weniger Kosten.

Kosten: 4,5 Milliarden

Der britische Schatzkanzler George Osborne hat bereits angekündigt, dass er die Empfehlungen umsetzen will. Die Kosten für die Reform bis 2019 werden auf mindestens 4,5 Milliarden Euro geschätzt. Die Bankenkurse sind nach der Veröffentlichung der Reformvorschläge als Reaktion gleich einmal gefallen.