Auf dem höchsten Stand seit 1993
US-Armutsrate auf Extremwert
In den USA leben 46 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, mehr als 15 Prozent der Bürger der stärksten Wirtschaftmacht der Welt sind arm - das ist die höchste Armutsrate in den Industrienationen. Schlechte Nachrichten für Barack Obama, der einen Wahlkampf führt mit dem Argument des Aufschwungs und der neuen Arbeitsplätze.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 14.09.2011
Slums mitten in den USA
Es ist nicht die absolute Armut von Millionen Menschen in den Entwicklungsländern, die mit zwei Dollar am Tag auskommen müssen. Es ist die Armut von Menschen in einer Industrienation, der mächtigsten der Welt. Arm ist in den USA eine vierköpfige Familie, die mit weniger als 1.300 Euro monatlich auskommen muss - weniger, das heißt in den schlimmsten Fällen ein,- zwei hundert Dollar.
Steve Less, der eine Homepage "Armut in den USA" betreibt, um das Problem zu beleuchten, schildert, was das heißen kann: Wir reden von Kindern, die am Land, in Maine etwa in Wohnwagen-Siedlungen groß werden, mit Löchern im Boden und ohne Heizung im Winter. Von amerikanischen Familien, die mitten im reichen Speckgürtel von Illinois in Hütten mit aufgeweichten Böden leben.
Armut nicht selbstverschuldet
Die Ursache sieht Steve Less unter anderem in einem Denken, das Armut als selbstverschuldet betrachtet: Zu lange haben extrem konservative Politiker das destruktive und unangemessene Stereotyp verbreitet, Arme wollen nur nicht arbeiten! Während es Tatsache ist, dass die meisten Armen aus Arbeiterfamilien kommen, die meisten armen Kinder kommen aus Familien wo mindestens eine Person arbeitet, oft vollzeitbeschäftigt! Das Problem ist, von einem Mindestlohn kann keine Familie leben. Niemand in den USA kann sich mit einem Mindestlohn eine Wohnung oder ein Haus leisten.
Natürlich seien strukturelle Probleme die Ursache, aber um diese zu lösen, müsse erst einmal das Tabu Armut gebrochen werden, sagt Steve Less. Nicht einmal Präsident Obama nenne das Problem beim Namen.
Rezession wirkt nach
Die Zahlen spiegeln natürlich auch die schlechte Wirtschaftslage wider. Das Einkommen eines durchschnittlichen Haushalts ist in den USA den Statistiken zufolge seit 2007 um 6,4 Prozent gesunken. Die USA leiden bis heute an den Nachwirkungen der vor vier Jahren durch die Finanz- und Immobilienkrise ausgelösten Rezession. Die Arbeitslosenquote beträgt 9 Prozent, historisch hoch nach US-Maßstab. Rechnet man diejenigen mit ein, die die Suche aufgegeben haben oder sich mit einem schlecht bezahlten Teilzeitjob zufrieden geben müssen, dann sind es 16 Prozent. Bedrückende Zahlen, umso mehr in einem Land, das kaum soziale Auffangnetze hat.
Arbeitslosenpaket greift nicht
Präsident Obamas 450-Milliarden Dollar-Paket für mehr Jobs ist in den Augen der meisten Experten kein großer Wurf. Vorausgesetzt der Kongress zwingt Obama nicht zu weiteren Abstrichen, so rechnen sie vor, kann das Paket maximal ein Drittel der Stellen schaffen, die es brauchen würde um die Arbeitslosenquote nicht weiter wachsen zu lassen.