WikiLeaks-Gründer schäumt

Wirbel um Assange-Biographie

Julian Assange, Gründer der Internet-Plattform WikiLeaks, hat jetzt ein Problem mit einer unautorisierten Veröffentlichung. Sie kommt jetzt auf den Markt, ohne seine Zustimmung.

Diesmal geht es rund um Julian Assange aber nicht um geheime Informationen eines Staates, sondern um seine eigene Biographie. Die kommt jetzt auf den Markt, sehr zum Missfallen von Assange – und trotzdem er selbst daran mitgearbeitet hat. Assange hat einen Vertrag mit einem Verlag, wollte sich aber davon zurückziehen – doch der Verlag hat jetzt die Biographie veröffentlicht, auch ohne Zustimmung des Autors.

Mittagsjournal, 22.09.2011

Geld für Prozess

Julian Assange braucht Geld, viel Geld, um seine Anwälte zahlen zu können, die ihn vor einer Strafverfolgung in Schweden, wegen angeblicher Vergewaltigung und in den USA wegen angeblicher Spionage schützen sollen. Im Dezember hat er deshalb einen Vertrag mit einem schottischen Verlag geschlossen, heuer sollte ein Buch von ihm veröffentlich werden, halb Biographie, halb Manifest seiner Internet-Plattform WikiLeaks.

Vorschuss einbehalten

Rund eine Million Euro sollte ihm das Buch einbringen, die Hälfte wurde als Vorschuss gezahlt. Doch während der Arbeit an dem Buch überkamen Assange Zweifel, und im März, als der erste Entwurf fertig war, soll er gesagt haben: alle Memoiren sind Prostitution. Im Juni wollte er dann den Vertrag mit dem Verlag auflösen – den Vorschuss allerdings hat er bisher nicht zurückgezahlt. Genau das nimmt der Verlag zum Anlass, das Buch heute auch ohne Autorisierung auf den Markt zu bringen.

Derzeit unter Hausarrest

Vom Verlag gibt es nur eine schriftliche Stellungnahme, auch Assange – der in Großbritannien unter Hausarrest steht, bis eine mögliche Auslieferung geklärt ist – hat bisher nicht öffentlich Stellung genommen. Angeblich argumentiert er, dass das Buch Munition für die amerikanische Staatsanwaltschaft enthalten könnte, die ihn wegen Spionage vor Gericht stellen will.

Hacker-Beginn mit Nervenkitzel

In den bisher bekannten Textstellen erzählt Assange von seinen Anfangsjahren in Australien und wie sehr ihn das Computer-Hacken gefangen nahm. Der Nervenkitzel ist unglaublich, es ist, wie einen Erwachsenen das erste Mal im Schach zu schlagen, kann man im Vorabdruck lesen, und: es ist überwältigend, in die Netzwerke großer Firmen einzudringen.

"Bin chauvinistisches Schwein"

Auch die Beziehung zu zwei schwedischen Frauen, die ihn heute der Vergewaltigung bezichtigen, wird in dem Buch beschrieben – und Assange zeichnet dabei kein besonders sympathisches Bild von sich selbst. Ich war kein verlässlicher Freund oder Partner, schreibt er, und dass er eine der beiden nach einer gemeinsamen Nacht nicht einmal mehr angerufen habe, das sei der teuerste Anruf, den er jemals nicht gemacht habe. Dass er die beiden Frauen vergewaltigt habe bestreite er auch in dem Buch. Ich bin vielleicht eine Art chauvinistisches Schwein, schreibt er wörtlich, aber ich bin kein Vergewaltiger.

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