Vertrauliche US-Depeschen veröffentlicht

Datenpanne bei WikiLeaks

Die Enthüllungsplattform WikiLeaks hat offenbar die Kontrolle über ihre geheimen Daten verloren. Erst vergangene Woche hat WikiLeaks auf einen Schlag über 130.000 vertrauliche US-Depeschen veröffentlicht - und damit für Aufregung gesorgt. Viele dieser Dokumente dürften jedoch ungefiltert ins Netz gelangt sein.

Abendjournal, 01.09.2011

Thomas Hadinger

Desaster droht

Für die Enthüllungsplattform WikiLeaks könnte die neue Wendung in der Saga um das Veröffentlichen geheimer US-amerikanischer Regierungsdokumente auf ein Desaster hinauslaufen. Auf dem Spiel steht die Glaubwürdigkeit der Cyberrebellen von Julian Assange. Im Internet kursieren inzwischen nämlich dutzende geheime Originaldokumente, die vollständige Namen von Informanten der US-Botschaften enthalten; von Firmen und Einzelpersonen, die den amerikanischen Diplomaten Informationen geliefert haben. Informationen, die im harmlosen Fall peinlich für die eine oder andere Regierung sind, in heikleren Fällen weit mehr als das.

Identität nicht mehr geheim

Möglich erscheint nun, dass die Informanten bloßgestellt werden, mit unabsehbaren Folgen, Vergeltungsaktionen inklusive. WikiLeaks, ohnehin massiv angefeindet, hat bisher immer darauf geachtet, die Identität der Auskunftgeber in den Dokumenten zu schützen. Jetzt ist eben auch das fraglich geworden. Die US-Regierung hat denn auch keinen Moment gezögert und der Enthüllungsplattform vorgeworfen, Menschenleben zu gefährden.

Vorwürfe gegen "Guardian"

Julian Assange gesteht zwar eine Datenpanne ein, weist aber jede Schuld von sich und erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Journalisten der britischen Tageszeitung "The Guardian", mit der er bis vor kurzem noch zusammengearbeitet hat. Dieser soll eine Vertrauensvereinbarung mit WikiLeaks gebrochen und ein geheimes Passwort veröffentlich haben, das Zugang zu den Originaldokumenten gewährt. Die Zeitung weist den Vorwurf vehement zurück. Zuvor hatte Assange seinen ehemaligen Mitstreiter Daniel Domscheit-Berg beschuldigt, Journalisten Hinweise zur Öffnung verschlüsselter Daten gegeben zu haben. Domscheit-Berg entgegnet, der WikiLeaks-Gründer wolle durch die Anschuldigungen nur von seinem eigenen, fahrlässigen Handeln ablenken und habe die Kontrolle über WikiLeaks verloren.

Widersprüche und Gegensätze

Was immer stimmt, Tatsache ist, dass Assange und die Seinen nicht nur die amerikanische Regierung und deren langen Arm gegen sich haben, sondern dass auch an der Basis der Plattform und unter ihren bisherigen Unterstützern immer mehr Widersprüche und Gegensätze auftreten.

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