Gegen Stiglitz' "extreme Position"
Rehn: "Pleite ist keine Lösung"
Die Welt fürchtet sich vor Europa. Offen wird im US-TV über eine mögliche Pleite Griechenlands gesprochen. Nobelpreisträger Joseph Stiglitz sagte gestern, er wisse nicht, ob der Euro überleben könne. EU-Währungskommissar Olli Rehn kontert, wer in den USA auffallen wolle, müsse zu extremen Positionen greifen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 23.9.2011
EU-Währungskommissar Olli Rehn im Gespräch mit Barbara Herbst
"Lassen Griechenland nicht fallen"
EU-Kommissar Olli Rehn traf sich gestern mit US-Finanzminister Timothy Geithner und Notenbankchef Ben Bernanke. Zuvor stellte er im renommierten Peterson Institute klar: "Eine Pleite ist keine Lösung. Wir lassen Griechenland nicht fallen oder aus dem Euro gehen."
Tod des Euro: "Stark übertrieben"
"Ich habe großen Respekt vor dem Nobelpreisträger Joe Stiglitz. Ich gebe aber zu bedenken, wenn man in den USA auffallen will, muss man extreme Positionen einnehmen. Die Gerüchte über den Tod des Euro sind stark übertrieben. Wir arbeiten Tag und Nacht an einer Lösung. Und ich bin mir sicher, wir werden erfolgreich sein", so der EU- Kommissar.
"Lösungen brauchen Zeit"
"Europa besteht aus 27 Mitgliedern, im Euro sind es 17 - Lösungen in dieser komplexen Struktur brauchen Zeit. Aber wir haben bereits bewiesen, dass wir weitreichende Entscheidungen treffen können", so Rehn.
Sechs G20-Staaten, Australien, Großbritannien, Kanada, Indonesien, Mexiko und Südkorea schrieben in einem Brandbrief an die Eurostaaten. "Die Regierungen und Institutionen in der Euro-Zone müssen schnell handeln, um die Euro-Krise zu überwinden´", sagt Rehn.
"Entscheidungen umsetzen"
"Jetzt ist es wichtig, die bereits getroffenen Entscheidungen umzusetzen. Der neue Euroschutzschirm wird bis Mitte Oktober einsatzbereit sein. Dann müssen wir den nächsten Schritt setzen: eine engere wirtschaftspoltische Abstimmung. Damit sorgen wir für Stabilität und neues Jobwachstum", so der EU-Kommissar.
Kapitalspritze an Banken?
Das Rezept in Washington lautet Wachstum. Ohne dieses gibt es auch keine neuen Jobs. Unternehmen und Haushalte bräuchten dafür Kredite. IWF-Chefin Christine Lagarde erneuert daher ihre Forderung nach einer Kapitalspritze von 300 Milliarden Euro an europäische Banken.
"Bei der Summe stimmen wir nicht überein, in der Zielsetzung schon. Das ist work in progress. Wir arbeiten schon an einer Rekapitalisierung der Banken", versichert Rehn. Europa hat offenbar nicht mehr viel Zeit.