Saisoneröffnung im Münchner Residenztheater
Jubel um Kusej-Auftakt
Mit Arthur Schnitzlers "Das weite Land" hat der österreichische Regisseur Martin Kusej seine Direktion im Münchner Residenztheater eröffnet. Kusejs Einstand ist gelungen, das Publikum bejubelte Tobias Moretti und Juliane Köhler als Ehepaar Hofreiter.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 07.10.2011
Kusej neben Bachler
Das Residenztheater liegt gleich neben der Münchner Oper, die auch von einem Österreicher, von Nikolaus Bachler geleitet wird. Der - und da schließt sich der Kreis - hat Kusej einst ans Wiener Burgtheater geholt, jetzt sind sie Nachbarn als Theaterdirektoren in Bayern.
Moretti begeisterte
Großer Applaus für alle Beteiligten, allen voran für den neuen Hausherren Martin Kusej, seinen kongenialen Bühnenbildner seit jeher Martin Zehetgruber. Bei den Schauspielern war es vor allem der Hofreiter des Tobias Moretti, der begeisterte; ihm zur Seite eine gestrenge, schön anzuschauende Genia, die betrogene Frau, bei der einem leicht das Frösteln überkommt: Juliane Köhler. Wie sich er und sie im Nieselregen am Schluss gegenüberstehen, nachdem er ihren Liebhaber, den jungen Fähnrich, im Duell erschossen hat, da schließt sich ein Kreis.
Auch zu Beginn des Stücks stehen die Figuren von Schnitzlers gesellschaftsdiagnostischen Blick im Nieselregen. Keine joviale Landpartie, vielmehr ein gefährlicher Tigerkäfig, dann und wann auch ein ernster Sommernachtstraum, an den das Dickicht herunterhängender Grünpflanzen erinnert, der Akt am Völser Weiher eine Geröllwüste, Spiegelbild der verkarsteten Beziehungen. Analytisch, klug gestrichen und auf die Sprache konzentriert ist Kusejs Arbeit, nicht bis in letzte Details gelungen, manchmal absturzgefährdet zwischen Psychologie und Konzept. Interessant, dass der Hofreiter von Tobias Moretti am meisten ans Herz geht.
Berührend auch Eva Mattes als Frau Meinhold, die jetzt auch zum Ensemble am Residenztheater gehört.
Starke Bilder
Man könnte sagen: Kusejs Inszenierung von "Das weite Land" ist ein typischer Kusej, mit starken plastischen Bildern, etwa wenn Hofreiter Moretti und die junge Erna - gut gespielt von Britta Hammelstein - ein senkrechte Felswand hinaufklettern, hinein ins Dunkle.
Als das Publikum seine Zustimmung am Ende äußerte, da spürte man, fiel von allen der riesige Druck der ersten Premiere ab und der Start in die neue Direktion war geschafft.