Politologen zu den Motiven

Metallerstreik: Unzufriedene Arbeiter zeigen auf

Die Metallergewerkschaft geht auf Konfrontation mit den Unternehmen. Politologen sehen darin aber kein politisches Motiv, sondern die Unzufriedenheit der Mitarbeiter, die sich nicht länger mit bescheidenen Lohnabschlüssen wie in den vergangenen Jahren zufriedengeben wollen. Der Gewerkschaft bleibe demnach gar nichts anderes übrig, als es auf die harte Tour zu probieren.

Mittagsjournal, 13.10.2011

Karlhofer: Entgegengesetzte Blickwinkel

Abgeklärt ist die Analyse von Politikwissenschafter Ferdinand Karlhofer, Universität Innsbruck: es sei ein scharf geführter Lohnkonflikt, es gebe keine politischen Motive, das sei nicht nachvollziehbar.

Karlhofers Erklärung für den Konflikt: Beide Seiten blicken in eine andere Richtung. Die Wirtschaft nach vorne mit dem Argument, dass schwierige Zeiten und wohl eine Rezession aufs Land zurollen, die Gewerkschaft hingegen blickt auf die letzten Monate und sagt: die Vergangenheit war gut, die Gewinne hoch, die Manager-Boni gediegen.

Aus Sicht der Gewerkschaft sei es daher logisch, meint Karlhofer, sich jetzt noch ein Stück vom Kuchen zu sichern, denn nächstes Jahr, Stichwort Rezession, werde es dann finster aussehen.

Betriebsversammlungen statt Streik

Karlhofer zeigt sich über die laufenden Warnstreiks nicht überrascht, und will sie auch nicht überbewerten. Man sage "Streiks", aber diese zeitliche begrenzten Maßnahmen könnten immer noch als "Betriebsversammlungen" deklariert werden, so Gewerkschaftskenner Karlhofer.

Talos: Druck der Basis wächst

Anders sein Kollege, Politikwissenschafter Emmerich Talos: das Prozedere weiche von den üblichen Strategien der Gewerkschaft ab, so Talos, aber es beruhe auf der gestiegenen Unzufriedenheit und dem Druck der Mitglieder, auf den die Gewerkschaften jetzt reagieren: Unzufriedenheit über Reallohnverluste in den letzten Jahren, so Talos, und über die, aus seiner Sicht, moderaten Lohnabschlüsse.

Rascher Erfolg notwendig

Und was nun: Es werde weiterverhandelt werden müssen, und die Gewerkschaft müsse nach einem raschen Erfolg trachten, meint Politologe Ferdinand Karlhofer. Nächste Woche gebe es schon den Auftakt der Verhandlungen im Handel und weitere folgen - begleitet von immer schlechteren Konjunkturprognosen.

Außerdem: bei weiteren Eskalationsstufen und größeren Streikwellen könnte für die Gewerkschaft auch ein logistisches Problem erwachsen, dann nämlich, wenn sie sich nicht sicher sein kann, ob Betriebe geschlossen mitmachen.

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