"The excitement continues" im Leopold Museum

Rudolf Leopolds letzte Sammlung

Unter dem Titel "The excitement continues" zeigt das Leopold Museum zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Leopold II. 6.000 Objekte umfasst die bisher nur in Auszügen gezeigte Sammlung II. Jetzt geben 140 Kunstwerke einen Einblick in die Sammlung, die der im Vorjahr verstorbene Kunstsammler Rudolf Leopold angelegt hat. Ob die Sammlung im Leopold Museum verbleiben wird, ist unklar.

Mittagsjournal, 13.10.2011

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Leopold Museum

Ausstellungsarchitektur von Laurids Ortner

Farbenfroh hängen die großformatigen Bilder von der Decke, oder sind an rauen Holzpaletten befestigt, wie sie gewöhnlich für den Transport verwendet werden. Diese übereinander gestapelten Holzpaletten hat Architekt Laurids Ortner, Erbauer des Leopold Museums und Freund des Hauses, für die Ausstellungsarchitektur verwendet. Damit will er veranschaulichen, dass diese Sammlung II sozusagen "in Schwebe" ist.

Erst am Mittwoch stand ja in der Zeitschrift "News" zu lesen, dass es intensive Verhandlungen mit dem Land Niederösterreich gibt, die Sammlung II von Wien nach Niederösterreich zu übersiedeln.

Diethard Leopold, der Sohn von Rudolf Leopold, sagte bei der Pressekonferenz am Donnerstag, 13. Oktober 2011: "Ich kann das weder bestätigen noch werde ich es dementieren."

Zweites Leopold Museum in Niederösterreich?

Seit 1994 zeigte sich Rudolf Leopold öffentlich unzufrieden mit der Lösung in Wien: In diesem Jahr brachte er seine Sammlung I, in der vor allem die Kunst der Jahrhundertwende und Werke von Egon Schiele versammelt sind, in die Stiftung einbrachte und erhielt dafür 2,2 Milliarden Schilling vom Bund. Viel zu wenig, lamentierte der Sammler stets, es blieben ihm jährlich nur 5 Millionen Schilling für den weiteren Kunstankauf.

Sein Sohn Diethard sagte heute: Die Sammlung II wird entweder im Familienbesitz bleiben, oder an ein zweites Leopold Museum in Niederösterreich gehen. Dritte Lösung: Sie wird als Dauerleihgabe im Leopold Museum gezeigt, wo sie jetzt schon mitbetreut wird - dann muss es aber neue Vereinbarungen mit dem Bund geben.

Kein Ankauf durch den Bund

Der Kaufmännische Direktor Peter Weinhäupl führte aus: "Es wird ganz sicher nicht so sein, dass der Bund Geld in die Hand nehmen kann, um die Sammlung oder Teile der Sammlung anzukaufen. Dieser Illusion geben wir uns nicht mehr hin, diese Zeiten sind leider - unter Anführungszeichen - vorbei. Trotzdem sollte man diese Sammlung hierbehalten, hier mit der Familie Leopold auch eine Abmachung wirtschaftlicher Natur finden. Man kann ja bei Dauerleihgaben von einer gewissen Summe an Leihgebühren sprechen. Sonderausstellungen kosten ja heute enorm viel Geld."

Denn seit zehn Jahren ist die Bundessubvention bei 2,7 Millione Euro jährlich eingefroren. Den Rest des Budgets erwirtschaftet das Haus mit einem Eigendeckungsbeitrag von 53 Prozent. Der neue künstlerische Direktor Tobias Natter sprach sich für einen Verbleib der Sammlung II im Leopold Museum aus: "Wir als Museum werden alles tun, dass alles, wo Leopold drauf steht, auch dorthin zurückkehrt, wo Leopold seine Heimat hat. Das ist hier dieses Haus."

Nach sinnlichen Kriterien angelegt

Es wird also nach einer Lösung gesucht für die Sammlung II, deren etwa 6.000 Objekte gerade katalogisiert werden und die zu etwa einen Fünftel aus zeitgenössischer Kunst besteht. Viele Aktdarstellungen, Porträts und die starke Farblichkeit der Bilder zeigen, dass Rudolf Leopold diese Sammlung nach eher sinnlichen Kriterien angelegt hat und nicht nach kunsthistorischen.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hat einen runden Tisch angeboten. Die Gespräche haben aber noch nicht stattgefunden.

Textfassung: Rainer Elstner