Aufarbeitung des Holocaust

Eichmann-Ausstellung im Justizpalast

Im Justizpalast in Wien wird ab nächster Woche eine Ausstellung über den Prozess gegen Adolf Eichmann gezeigt. Eichmann organisierte die Deportation von Millionen Juden in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Nach dem Krieg versteckte er sich in Argentinien. 1960 wurde er von Agenten des Mossad nach Israel entführt und dort 1961 zum Tod verurteilt.

Mittagsjournal, 15. 10. 2011

"Meine Schuld ist mein Gehorsam"

Der Prozess gegen Adolf Eichmann begann im April 1961 in Jerusalem. Verhandlungssprache war Hebräisch mit deutscher Übersetzung. 15 Punkte umfasst die Anklageschrift: Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gegen das jüdische Volk, Kriegsverbrechen. Adolf Eichmann bekennt sich nicht schuldig: "Meine Schuld ist mein Gehorsam. Die Führerschicht, zu der ich nicht gehörte, hat die Befehle gegeben. Die Untergebenen sind jetzt Opfer. Ich bin ein solches Opfer."

Das Wiener Modell

Adolf Eichmann ging in Linz in die Schule, arbeitete hier und trat der SS bei. Dann ging er ein paar Jahre nach Deutschland. Nach dem Anschluss 1938 kam er nach Wien, sagt der Historiker Hans Safrian: "Wien spielt insofern eine besondere Rolle für die Karriere Eichmanns, als er hier das, was man als Wiener Modell bezeichnen kann, mitentwickelt hat. Das Modell der forcierten Vertreibung von jüdischen Österreicherinnen und Österreichern. Dieses Modell ist so erfolgreich gewesen, dass es dann im Gesamtreich angewendet worden ist, beziehungsweise auch in neubesetzten Gebieten."

Der Spediteur des Todes

Aus Raub und Vertreibung wird der Transport der europäischen Juden in die Vernichtungslager, den Eichmann im Reichssicherheitshauptamt koordiniert und organisiert. Der Ankläger im Prozess nennt Eichmann den "Spediteur des Todes" - doch der fühlt sich nicht verantwortlich. "Dazu war mein Dienstgrad zu klein und meine Dienststellung zu gering", als kleiner Befehlsempfänger, so stellt sich Eichmann selbst dar, obwohl er Protokollführer der berüchtigten Wannseekonferenz war und sich selbst in Auschwitz von Folgen seines Tuns überzeugt hatte.

Erfolg in Berlin

Die Ausstellung über den Eichmann-Prozess wurde zuvor in Berlin gezeigt, im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors. Nach Österreich geholt hat sie das Justizministerium. Ministerin Beatrix Karl sagt: "Mir persönlich war es sehr wichtig, weil die Ausstellung war ja davor schon in Berlin und ist dort auf großes Publikumsinteresse gestoßen."

Die Ausstellung richtet sich an ein breites Publikum, sagt der zuständige Wolfgang Kirisits vom Justizministerium: "Es wird dazu Begleitveranstaltungen geben. Insbesondere erwarten wir für Ende November auch den stellvertretenden Chefankläger dieses Verfahrens, Gabriel Bach, hier zu Besuch in Wien."

Eichmann und Österreich

Für den Historiker Hans Safrian soll die Ausstellung an die vielen Österreich-Bezüge Eichmanns erinnern: "Wir haben auch versucht, mit dem Linzer Adolf Eichmann umzugehen, sich darüber Gedanken zu machen, was hat Eichmann eigentlich mit Österreich zu tun. Wieso konnte der gerade in Wien eine Karriere beginnen?"

Die Ausstellung "Der Prozess - Adolf Eichmann vor Gericht" ist ab Montag zwei Monate lang im Justizpalast in Wien zu sehen.