Griechenland: Reformen nötig, aber verkraftbare
Im Journal zu Gast: Klaus Liebscher
Im Ö1-Journal zu Gast kritisiert Klaus Liebscher, der frühere Gouverneur der österreichischen Nationalbank, die vielen EU-Staaten, die jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt hätten. Die Politiker hätten zulange zugeschaut. In Griechenland seien Reformen nötig, ist Liebscher überzeugt, aber sie müssten umsetzbar und verkraftbar sein.
8. April 2017, 21:58
Euro-Regeln prinzipiell gut
Die Spielregeln der Eurozone waren bei der Einführung bekannt, unterstreicht Klaus Liebscher, der frühere Gouverneur der österreichischen Nationalbank. Die Spielregeln waren gut, aber bereits 2004 hätten sich Frankreich und Deutschland nicht daran gehalten. Die Politiker seien maßgeblich dafür verantwortlich zu machen, in welche Krise Europa hineinmarschiert sei.
Mittagsjournal, 22.10.2011
Griechenland: Erfüllbare Bedingungen nötig
Griechenland hat im Juli 2011 ein Hilfspaket in der Höhe von 109 Milliarden Euro erhalten und die Banken haben auf 21 Prozent ihrer Forderungen verzichtet. Das entspricht ungefähr weiteren 50 Milliarden Euro. Nun, drei Monate später braucht das Land wieder Geld.
Liebscher meint, dass hier konkretere Hilfsmaßnahmen nötig seien. Dass geholfen werden muss, sei unbestritten. Für ihn gelte die "Solidargemeinschaft", aber mit gewissen Auflagen. Aber es müssten erfüllbare Bedingungen sein, die den Griechen auferlegt würden. "Man darf den Griechen nicht den Hals zudrehen, so dass sie nicht mehr atmen können", unterstreicht Liebscher. Zudem seien endlich Strukturreformen nötig.
Schuldenerlass hätte katastrophale Folgen
Liebscher hält nichts davon, den Banken die ausschließliche Schuld an der Krise zuzuweisen. Europa brauche gesunde Banken. Von einem zwangsweisen Schuldenerlass für Griechenland hält Liebscher nichts. Das wäre eine Einladung für Griechenland, aber auch für andere Länder sich zurückzulehnen und zu sagen, …"ok, dass ist eh' eine schöne Lösung gewesen." Zudem seien die Banken sowieso schon in einer angespannten Lage durch die Schuldenkrise. Wenn man den Banken nun verordne, Griechenland 50 Prozent die Schulden zu erlassen, bliebe niemand der die Staaten finanziere.
Probleme lösen, nicht in Nostalgie schwelgen
Die Teilung der Eurozone in eine Nord- und in eine Südzone zu teilen, befindet Liebscher für wörtlich "Schwachsinn". Die Probleme jener Länder in der Südzone würden dadurch keineswegs gelöst. Eine Rückkehr zum Schilling, zur D-Mark hält der Banker ebenfalls für irreal. Liebscher plädiert dafür Probleme zu lösen, anstatt mit einer idealisierten Vergangenheit zu liebäugeln. Er verstehe, dass die Menschen, solche Ideen für anziehend hielten. Man habe der Bevölkerung zu wenig erklärt, wo der Nutzen der einheitlichen Währung liege.