Kernkapital muss aufgestockt werden
EU-Gipfel: Banken brauchen drei Milliarden
Der Gipfel hat drei Beschlüsse gebracht: einen Schuldenschnitt für Griechenland, der Euro-Schutzschirm soll mehr Wirkung erhalten, und Europas Banken müssen mehr Kapital aufnehmen. Für die heimischen Banken bedeutet das einen Mehrbedarf von drei Milliarden Euro.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.10.2011
Der Gipfel hat drei Beschlüsse gebracht: einen Schuldenschnitt für Griechenland, Europas Banken müssen mehr Kapital aufnehmen und der Euro-Schutzschirm soll mehr Wirkung erhalten.
Wer muss verzichten und wer nicht?
Banken und Versicherungen verzichten auf die Hälfte ihrer Forderungen gegenüber Griechenland, das entspricht ungefähr 100 Milliarden Euro. Ziel ist, dass die Verschuldung Griechenlands dadurch von derzeit 160 Prozent des BIP, also der Wirtschaftsleistung des Landes, bis 2020 auf 120 Prozent des BIP fällt. Nicht verzichten müssen die Europäische Zentralbank, Pensionsfonds und auch Staaten, die ebenfalls griechische Staatsanleihen halten.
Welche Banken müssen ihr Kapital aufstocken?
Die sogenannten systemrelevanten Banken Europas, das sind jene 91 Institute, die den Bankenstresstest im Juli durchlaufen haben, müssen ihr hartes Kernkapital auf neun Prozent aufstocken. Zum Kernkapital gehören im Wesentlichen Aktien und einbehaltene Gewinne. Je höher das Kernkapital, desto besser ist die Bank gegen Verluste abgesichert.
Woher soll das Geld dafür kommen?
In erster Linie vom Kapitalmarkt, also von Aktionären und Anlegern. Sollte das nicht ausreichen, müssten die jeweiligen Staaten einspringen, entweder indem sie wieder Partizipationskapital vergeben oder Aktien der Banken kaufen - also Mitbesitzer werden. Nur wenn diese Quellen nicht ausreichen, würde der Euro-Schutzschirm einspringen müssen. Bis Mitte nächsten Jahres muss das Kernkapital auf 9 Prozent aufgestockt sein.
Was bedeutet das für die österreichischen Banken?
Die Kapitaldecke der heimischen Banken ist vergleichsweise dick: beim letzten Bankenstresstest im Juli hatte die Erste Bank 8,1 Prozent Kernkapital, Raiffeisen International 7,8 Prozent. Laut Berechnungen der europäischen Bankenaufsicht würden die heimischen Banken insgesamt knapp 3 Milliarden Euro zusätzlich brauchen, um die 9-Prozent-Quote zu erreichen. Den größten Teil davon würde die VolksbankenAG brauchen, die derzeit aber mitten in einem Restrukturierungsprogramm steckt. Der endgültige Bedarf wird erst im kommenden Monat feststehen.
Mehr Wirkung für den Euro-Schutzschirm, wie geht das?
Der Euro-Schutzschirm EFSF kann derzeit 440 Milliarden Euro Kredite vergeben. Durch zwei sogenannte Hebel soll er auf zumindest 1.000 Milliarden Euro aufgestockt werden. Erreicht werden soll das einerseits dadurch, dass der Fonds als Versicherung für Staatsanleihen von Euro-Staaten fungiert und im Falle eines Verlustes für 20 Prozent der Anleihen garantiert. Er bietet quasi eine Art Teilkaskoversicherung, wenn Schuldenstaaten neue Anleihen ausgeben. So sollen Investoren angelockt werden.
Zudem arbeiten die Euro-Länder an einem zweiten Modell in Form eines Spezialfonds, an dem sich der Internationale Währungsfonds beteiligt. Dieser Fonds investiert in Anleihen, die dann der Euro-Rettungsschirm ebenfalls zum Teil absichert. Dabei könnten auch ausländische Investoren wie Staatsfonds aus China oder Brasilien mitmachen.