Digitale Gesundheitsakte soll sicher sein

Stöger: "Kritik an ELGA falsch"

Wiener Ärztekammer und Opposition machen massiv Stimmung gegen die geplante Einführung der elektronischen Gesundheitsakte ELGA. SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger weist nun jegliche Kritik an dem Projekt zurück. Das digitale Speichern von Befunden und Patientendaten sei weder gefährlich, noch zu teuer.

Mittagsjournal, 4.11.2011

Katja Arthofer

"Keine zentrale Speicherung"

Stöger will sich sein Prestigeprojekt ELGA unter keinen Umständen schlechtreden lassen. Dass durch die elektronische Gesundheitsakte dem Datenmissbrauch Tür und Tor geöffnet werde, wie Kritiker behaupten, stimme nicht, sagt der SPÖ-Minister. Den ELGA-Kritikern unterstellt Stöger gar "bewusste Falschinformation".

Und zwar vor allem beim Thema Speicherung der Patientendaten. Dank ELGA sollen Ärzte und Therapeuten spätestens ab 2015 durch ein paar Mausklicks auf sämtliche Befunde, Röntgenbilder oder Medikamentenverschreibungen ihrer Patienten zugreifen können. Allerdings, so Stöger, werden diese Daten nicht zentral auf einem Server gespeichert, wie Kritiker behaupten.

"Hacker haben keine Chance"

"Erstens liegen die Gesundheitsdaten vor Ort beim Behandler. Und zweitens können nur diejenigen auf die Daten zugreifen, den die Patienten persönlich dazu berechtigt haben", so Stöger. Diese Berechtigung erfolge mit dem Einstecken der e-Card.

Erst danach sollen die Daten miteinander vernetzt und abgeglichen werden, so Stöger. Gespeichert würden sie aber nur dort, wo sie auch angelegt worden sind, also etwa im Labor, dem behandelnden Spital oder beim jeweiligen Facharzt, erklärt der Gesundheitsminister. Durch diese dezentrale Speicherung hätte Datenmissbrauch durch Hacker so gut wie keine Chance.

Patienten können Zugriffe einsehen

Für zusätzliche Sicherheit sollen gesicherte Datenverbindungen sorgen. In punkto Sicherheit sei ELGA eine Verbesserung zum derzeitigen System, so Stöger, denn derzeit sei es so, dass "irgendwelche Ärzte irgendwelche Daten in irgendwelchen PC‘s gespeichert haben."

Außerdem könnten die Patienten aus ELGA aussteigen oder heikle Daten sperren lassen. Die Behandler würden nur 28 Tage auf Patientendaten zugreifen können, dann erlösche die Ermächtigung. Jeder Zugriff in das System sei überdies nachvollziehbar und werde für den Patienten nachvollziehbar dokumentiert.

"Weniger Krankenhaustage durch ELGA"

Und auch das Argument ELGA sei eine Kostenfalle weist der Gesundheitsminister entschieden zurück. Die Kosten würden sich zwar in Millionenbeträgen bewegen, aber im Vergleich zum Nutzen relativ gering sein.

Die Entwicklung und Einführung von ELGA bis zum Vollausbau 2017 koste einmalig 130 Millionen Euro, die laufenden Betriebskosten ab beziffert Stöger mit jährlich 18 Millionen pro Jahr. Durch das Vernetzen der Daten würde man sich aber gleichzeitig 129 Millionen Euro ersparen - und zwar Jahr für Jahr, so der Gesundheitsminister. "Ein Arzt weiß dann, was ein anderer Arzt verschrieben hat. Man kommt schneller zu der notwendigen Information. Das wird auch Krankenhaustage ersparen."

Beschluss noch heuer erwartet

Und Stöger bleibt bei seinem Zeitplan: Nach Gesprächen mit dem Koalitionspartner will er das Gesetz zu ELGA noch heuer im Ministerrat einbringen, viele ÖVP-Politiker hätten bereits Zustimmung signalisiert. Außerdem so Stöger, sei die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte Teil des gemeinsamen Regierungsprogramms.