IAEA-"Besorgnis" als Bestätigung
Experten nehmen Atomgefahr ernst
Der Iran hat tatsächlich an der Atombombe gearbeitet, gibt sich die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) besorgt. Wie weit der Iran bei dem Bombenbau schon ist, darüber gibt es aber keine gesicherten Informationen. Internationale Experten nehmen die Gefahr aber sehr ernst.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 09.11.2011
Besorgt über Besorgnis der IAEA
Der Iran hat zumindest bis zum vergangenen Jahr an der Entwicklung einer Atombombe gearbeitet. Das geht aus dem gestern vorgelegten Bericht der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) hervor. Die IAEA zeigt sich ernsthaft besorgt. Wie nahe ist der Iran wirklich an der Fertigstellung einer Bombe? Kann er sie überhaupt bauen? Bruno Tertrais ist leitender Forscher in der Stiftung für Strategische Studien in Paris und war Sonderberater des französischen Verteidigung Ministeriums. Und als Nuklearexperte ist Bruno Tertrais besorgt: "Die Atomenergiebehörde ist dafür bekannt, beschwichtigende Aussagen zu machen. Und wenn sie sagt, dass sie besorgt ist, so ist das nur eine diplomatische Art zu sagen: Wir sind sicher, dass es im iranischen Nuklearprogramm eine militärische Komponente gibt."
Iran hat Bomben-KnowHow
Es handelt sich bei dem Bericht aber nur um eine Auflistung. Wie weit der Iran wirklich ist, weiß niemand ganz genau, sagt Tertrais, nicht einmal die Atombehörde selbst. Aber was man weiß, ist beunruhigend: "Der Iran hat bereits jetzt das Wissen, um zumindest eine rudimentäre primitive Bombe zu bauen." Wann er wirklich soweit sein wird, diese Bombe realistisch bauen zu können, da gibt es noch Diskussionen unter den Experten. Denn es hängt auch vom politischen Willen des Irans ab. Bis jetzt hätten die Iraner dieses Programm nicht mit voller Geschwindigkeit vorangetrieben, sagt Tertrais. "Sollten die Iraner wirklich all ihre Energie in das Programm werfen, so ist die Fertigstellung einer Bombe nur eine Frage von Monaten, oder einer ganz kleinen Anzahl von Jahren." Für den Nuklearexperten drängt die Zeit. Denn je mehr sich der Iran dem Status einer Atommacht nähert, desto verlockender wird es für ihn, diesen Weg zu beschreiten.
"Es gibt nur schlechte Lösungen"
Für die Zukunft ist Bruno Tertrais nicht sehr optimistisch: "Die Erfahrung der letzten sieben Jahre hat gezeigt, dass es der internationalen Gemeinschaft nicht gelungen ist, alle Länder zu mobilisieren. Mit Sanktionen hat man zwar das iranische Nuklearprogramm verlangsamt, der Iran nähert sich aber immer mehr der nuklearen Schwelle." Bruno Tertrais glaub nicht, dass Israel eine sofortige Militäraktion wünscht: "Was Israel möchte, ist die Mobilisierung der internationalen Gemeinschaft. Das ist nicht immer der Fall, etwa bei Ländern wie Russland oder China. Das Problem ist, dass es heute nur schlechte Lösungen gibt. Niemand will, dass der Iran zur Atommacht wird. Kein Land möchte aber eine Militäraktion gegen den Iran starten, das wäre zu gefährlich."
Bleibt nur die Option, die Sanktionen zu verschärfen. Auch nicht optimal, aber zumindest die Lösung, die am wenigsten Gefahren in sich birgt. Der Experte meint, man müsse jetzt Länder wie Russland und China davon überzeugen, härtere Sanktionen gegen den Iran zu unterstützen.