Das Motto: "Gleiche Regeln für alle"

"Super Mario" soll Italien retten

Der Mann, der Italien und mit Italien den Euro retten soll, ist der ehemalige EU-Kommissar und Wirtschaftsprofessor Mario Monti. Er will nun Monopole abschaffen und Priviligien bekämpfen. Ende vergangener Woche löste er bereits den "effetto Monti" aus: die Zinsen auf italienische Staatsanleihen waren leicht gesunken.

Morgenjournal, 14.11.2011

Gleiche Regeln auch für Großkonzerne

"Super-Mario" war sein Spitzname in der EU-Kommission, in der er zuerst Binnen-, und dann Wettbewerbskommissar war. Als solcher hat er Wirtschaftsriesen wie Mikrosoft oder VW gezwungen, sich an Wettbewerbsregeln zu halten. "Ja, sagt er, aber lustiger unter Anführungszeichen war es, unsere eigenen Mitglieder zu zwingen, sich an die Regeln zu halten. Deutschland oder Frankreich etwa daran zu hindern, ihre Firmen oder Banken zu subventionieren. Der Bürger und Konsument kann sehen, dass auch die stärksten Saaten sich dem Recht beugen müssen. Ich finde das sehr schön."

Kammerwesen einschränken

Monopole aufbrechen, Privilegien beseitigen, privatisieren, liberalisieren: Das ist das Credo des parteiunabhängigen Ökonomen Monti. Sein Rezept, Italien zu modernisieren und das größte Problem, das magere Wachstum, zu bekämpfen, lautet: Kampf den Interessensgruppen, Kampf dem Kammerwesen. Mario Monti: "In Italien gibt es einen Wald von Kammerprivilegien. Jeder von uns - außer die jüngsten - gehört zu irgendeiner Kammer. Mit Zähnen und Klauen verteidigen wir unsere Privilegien, aus Angst etwas zu verlieren, und zugleich geht das Schiff Italien unter."

Konkurrenz und Öffnung brächten Luft in ein System, in dem starke Gruppen andere permanent unterdrückten, erklärt Monti. Privilegien erfolgreich aufbrechen könne nur eine breite Koalition, die eine gerechte Verteilung der Lasten möglich mache.

Linke: Monti macht auch Angst

Wir haben hier ein Paradoxon, sagt Sergio Romano, Leitartikler der Tageszeitung La Repubblica in einem BBC-Interview. Staatspräsident Giorgio Napolitano, ein ehemaliger Kommunist, macht einen Wirtschaftsliberalen zum Regierungschef: Sergio Romano sagt: "Monti ist sehr für die Sparmaßnahmen, die die EZB und die EU vorschreiben. Der Linken ist das alles sehr unangenehm. Sie weiß, die Gewerkschaften sind dagegen. Sie wird sich gegen Monti nicht querlegen, aber wohl ist ihr dabei nicht."

Bevölkerung will Experten

Für's erste aber flößt der unaufgeregte Professor Vertrauen ein, nicht nur den Märkten. Wenn die Blitzumfragen der großen Tageszeitungen stimmen, auch den Italienern. Die Mehrheit wünscht sich jetzt möglichst wenige Politiker und möglichst viele Experten in der Regierung.