Finanzmärkte unbeeindruckt

Österreich im Sog der Schuldenkrise

Auch für Österreich steigen die Zinsen für Staatskredite, Österreich bezahlt schon doppelt so viel wie Deutschland. Die Regierung will mit der Ankündigung der Schuldenbremse die Finanzmärkte in Sicherheit wiegen - aber dort herrscht Misstrauen wegen der Verflechtung mit Krisenregionen von Italien bis Osteuropa.

Mittagsjournal, 16.11.2011

Internationale Investoren in Frankfurt und London über die Finanzstärke Österreichs,

Im Sog mitgezogen

Egal, wie gut ein Land momentan dasteht, die Staatsanleihen aller Euroländer sind momentan riskant, mit einer Ausnahme: Deutschland, sagt David Watts, Europa-Chef der internationalen Anleihemarkt-analysten Creditsights in London. Warum ist das so? Sollte die Eurozone auseinander brechen wäre die einzig gefragte Währung in Europa die deutsche Markt, sagt Watts.

Investoren gehen jetzt also auf Nummer sicher. Österreich wird also auch mit allen anderen Schuldenstaaten in den Sog gezogen, die Zinsen auf die Staatsanleihen werden weiter steigen, glaubt Watts.

Die Verflechtungen mit dem hoch verschuldeten Italien und Osteuropa erhöhen das Risiko, dass Österreich schneller in Schwierigkeiten kommt, als andere Länder mit gutes Bonität wie Finnland oder die Niederlande.

Schuldenbremse für ganz Europa

Trotz Italien- und Osteuropa-Risiko stehe Österreich nicht schlecht da, sagt Ulrich Kater, Chefökonom der Deka Vermögensverwaltung in Frankfurt.

Die Schuldenbremse, die nun in Österreich kommen soll, könne die Märkte nicht beruhigen, sagt Kater, er sagt für Österreich, dass kein Reformstau besteht. Die Schuldenbremse müsse aber europaweit eingesetzt werden, um wieder Vertrauen herzustellen.

Vielleicht sogar kontraproduktiv

Vertrauen könne nur aufgebaut werden, indem man den Euro-Rettungsschirm zu einer Bank ausbaut, so wie Frankreich das vorschlägt, sagt Watts in London, nur so könne langfristig die Finanzierung der Euroländer gesichert werden, Österreich soll das unterstützen.

Die Einführung einer Schuldenbremse per Gesetz hält der Brite Watts sogar für kontraproduktiv und gefährlich. Denn sollten die Sparziele nicht eingehalten werden, mache sich ein Land im Ernstfall politisch handlungsunfähig. Ein Land dürfe keine neuen Schulden machen, obwohl es vielleicht am Markt noch Geld kriegen könnte, dieses Dilemma habe die Schuldenbremse in den USA deutlich gemacht, sagt Watts.

Fazit der Analysten im Ausland: Österreich muss in nächster Zeit mit höheren Zinsen rechnen, solange Europa das Schuldenproblem nicht löst, gibt es keinen sicheren Hafen, außer vielleicht Deutschland.