Beste Umfrageergebnisse aller Zeiten

Italiener lieben Monti

Italien wird international wieder ernst genommen, das hat Italiens neuer Regierungschef Mario Monti bereits erreicht. Man traut ihm eher zu, Italien aus der Schuldenmisere zu führen, als dem schrillen, unberechenbaren Silvio Berlusconi. Ob Monti wirkungsvolle Rezepte findet, muss er erst beweisen. Bei seinen Landsleuten hat er jedenfalls in wenigen Tagen einiges an Vertrauen aufgebaut.

Mittagsjournal, 24.11.2011

Heilige Kühe werden geschlachtet

Mehrere Umfragen der vergangenen Tage kommen zum gleichen Ergebnis. Die Regierung Monti hat das höchste Vertrauen der Bevölkerung das je eine Regierung hier in Italien hatte - zumindest seit es Meinungsumfragen gibt. Und auch als Person genießt Monti höchste Anerkennung. Und das obwohl , oder vielleicht gerade weil, Mario Monti und sein Team auch bereit sind, heilige Kühe zumindest in Richtung Schlachtbank zu führen.

Höheres Pensionsalter

Worauf sich die Italiener auf jeden Fall einstellen müssen, wird ein deutlich höheres Pensionsalter sein. Und zwar nicht irgendwann, sondern sehr bald. Und der Schritt das Regelpensionsalter für Männer und Frauen auf 67 anzuheben wird nur der erste sein. Mittlerweile steht schon die Anhebung auf 70 Jahre im Raum.

Schwarzarbeit eindämmen

Auch der Kampf gegen die Schattenwirtschaft wird eines der Hauptthemen der kommenden Monate sein. Es gibt Berechnungen, die zeigen, dass, würden alle Steuern bezahlt werden, Italien seine Schulden in einem Jahrzehnt komplett zurückbezahlen könnte.

Bei Geschäften ab einem gewissen Volumen soll es deshalb bald verboten sein, bar zu bezahlen. Auch Banken werden in Zukunft genau nachfragen müssen, wenn größere Bargeldsummen abgehoben oder eingezahlt werden. Die unter Berlusconi abgeschaffte Immobiliensteuer wird wohl genauso kommen wie eine Art Reichensteuer.

Privilegien sollen abgeschafft werden

Ein harter Brocken wird für Monti die Abschaffung von Privilegien sein. Geschütze Berufe und Kartelle sollen geöffnet, Mindestpreise abgeschafft werden. Auch den gigantisch aufgeblasenen Politapparat mit seinen fast tausend Abgeordneten allein in Rom will Monti zurechtstutzen. Einen ersten eher symbolischen Schritt in Sachen Kampf gegen Privilegien hat er schon gesetzt. Die 19 gepanzerten Maserati-Dienstfahrzeuge, die erst vor kurzem für die höchsten Armee-Generäle bestellt wurden, werden wieder abbestellt.

Euro-Bonds als einziger Ausweg gesehen

Was Monti am Donnerstag beim "Mini-Gipfel" in Straßburg neben den Sparplänen Italiens mit seinen Kollegen besprechen wird, kann man sich gut vorstellen, wenn man die veröffentlichte Meinung in Italien ansieht. Da gibt es ein großes Thema: Eurobonds. Diese werden als einziger Ausweg aus der Krise gesehen. La Stampa schreibt, in Anbetracht dessen, dass nun auch Deutschland Schwierigkeiten hat seine Staatsanleihen unterzubringen: "Nun ist auch die Deutsche Lokomotive unter Beschuss, es ist Zeit, den Märkten ein tatsächlich vereintes Europa entgegenzuhalten: Souveränität zu transferieren und Eurobonds einzuführen".