Verhandlungen in Durban werden schwierig
Klimaexperte: "Zeit wird knapp"
Die Tatsache, dass eine Klimakonferenz überhaupt stattfindet, sei schon sehr viel wert, sagt Stefan Schleicher, Universitätsprofessor für Klima und Globalen Wandel. Doch das alleine reiche noch lange nicht. Die Erde habe nur noch fünf Jahre Zeit, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu stoppen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.11.2011
Hubert Arnim-Ellissen im Gespräch mit Stefan Schleicher
EU macht Druck
Die EU fordert einen rechtlich verbindlichen Klimavertrag und erhalte dabei auch Unterstützung von vielen armen Ländern, sagt Klimaexperte Schleicher. Es sei vor allem im Interesse der so genannten Entwicklungsländer, dass die Klimaziele erreicht werden. Denn diese würde auch am stärksten unter dem Klimawandel leiden. Außerdem würden diese Länder auch von Technologietransfers und finanziellen Hilfen profitieren. "Derzeit werden Ländern wie Brasilien, Indien und China immer noch zum Block der Entwicklungsländer gezählt, was aber nicht mehr passt", sagt Schleicher.
Rolle Chinas hat sich verändert
Gerade China hat wirtschaftlich sehr aufgeholt und trägt damit stärker zum Klimawandel bei. Doch China müsse differenzierter betrachtet werden, sagt Schleicher. "China ist die neue Nummer Eins bei der Emission von Treibhausgasen. Gleichzeitig hat China aber eine Führungsrolle bei den Technologien übernommen, die die Welt dringend braucht, um von den Treibhausgasen loszukommen", sagt Schleicher. Dazu zähle die Windkraft, Photovoltaik oder Elektrofahrzeuge. Außerdem sei der Ausstoß von Treibhausgasen pro Kopf in China immer noch sehr gering.
USA in negativer Tradition
Die USA seien derzeit innenpolitisch gelähmt, sagt Schleicher. "Außerdem haben die USA eine lange Tradition sehr zögernd auf internationale Abkommen zu reagieren. Selbst unter Präsident Bill Clinton war die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die USA ein Klimaabkommen unterzeichnen", sagt Schleicher. Sein Nachfolger George W. Bush habe diese Tradition nur fortgesetzt und auch von Barack Obama sei nicht viel mehr zu erwarten.
Noch fünf Jahre zur Klimarettung
Viel Zeit bleibt nicht mehr. Die Internationale Energieagentur gibt der Erde noch fünf Jahre Zeit, um den Klimawandel zu drosseln - gelingt das nicht, könnte es laut Internationaler Energieagentur katastrophale Auswirkungen geben. In so einem Fall müsste sich die Menschheit sehr anstrengen, um sich an einen intensiv ablaufenden Klimawandel anzupassen, sagt Schleicher. Betroffen wären vor allem die ärmsten Länder der Welt. Es werde dann auch Klimaflüchtlinge geben, sagt Schleicher. Auch bei zukünftigen Militärstrategien würde der Klimawandel bereits eine Rolle spielen.
Erdöl wird knapp
Ein Plan B um aus der Misere herauszukommen, könnte ein politisches Abkommen sein und kein völkerrechtliches wie das Kyoto-Protokoll, sagt Schleicher. Das würde auf dem Papier jedoch nicht gerade stark aussehen. Allerdings habe auch dem Kyoto-Protokoll die Bisskraft gefehlt. Auch ein Plan C wäre möglich, so Schleicher. Denn die fossile Energie neigt sich langsam dem Ende zu. Würden China und Indien gleich viel Erdöl verbrauchen wie der Westen, dann müsste die Ölproduktion verdoppelt werden und das sei nicht möglich, sagt Schleicher.
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