Heikle Frage Hungerproblematik
E 10: Agrana verteidigt Biosprit
Biosprit bleibt ein heißes Eisen: In Österreich soll der umstrittene Biosprit E10 spätestens 2014 eingeführt werden, in Deutschland kam es deswegen zu einem regelrechten Autofahreraufstand inklusive Boykott. Kritisiert wird auch, dass der globale Agrotreibstoff-Boom die Hungerproblematik verschärfen würde. Der Ethanol-Hersteller Agrana sucht das zu widerlegen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 3.12.2011
Georg Krammer,
Agrana verweist auf Umweltfreundlichkeit
E10 statt E5 soll die Formel an der Zapfsäule künftig lauten. Das bedeutet, dass anstatt wie bisher fünf, Benzin künftig 10 Prozent Ethanol zugemischt wird. Doch es gibt Vorbehalte. Die will der Platzhirsch bei Biosprit in Österreich, die Agrana, ausräumen. Sie produziert am Standort Pischelsdorf 210.000 Kubikmeter Ethanol pro Jahr und will dort laut Vorstandschef Johann Marihart insgesamt 200 Millionen Euro investieren. E10 sei die beste Lösung für Österreich, sagt er.
Das für die Biospritherstellung verwendete Getreide wird am Ende zu Tierfutter, selbst das CO2 aus der Gärung lande als Kohlensäure in der Limonade. Marihart versteht deshalb die Grundsatzdebatte nicht. Es gehe schließlich um Klimaschutz, schließlich verfehle man haushoch die Klimaziele.
Hungerproblem ist Thema
Anders als in Österreich, wo nur ein Bruchteil der Ernte im Tank landet, sieht es etwa in den USA aus. Dort ist es fast die Hälfte. Angesichts solcher Mengen wird immer wieder der Vorwurf laut, Biosprit sei eine Triebfeder hinter Hungerkrisen.
ARBÖ-Aktion Teller statt Tank
Nicht nur Greenpeace und Co. machen deshalb mobil, sondern neuerdings auch der ARBÖ mit einer Unterschriftenaktion. Motto: Teller statt Tank. Auch anderswo findet Kritik scheinbar Gehör. Hubert von Goiserns Song "Brenna tuats guat" hält sich seit Wochen in den Top drei der Ö3-Charts.
Marihart glaubt nicht, dass es der Biosprit ist, der Hungerkrisen auslöst. Das Problem sei durch Mehrproduktion nicht lösbar. Im Grund könne es nur lokale Ansätze geben, auch beim Thema Biosprit. Die Debatte Tank oder Teller wird wohl trotzdem für viele ganz einfach eine Grundsatzfrage bleiben.
Technikproblem gelöst
Näher an einer Lösung ist man bei technischen Problemen, die E10 an Motoren verursachen kann. Solche seien kaum noch zu erwarten, sagt ÖAMTC-Experte Max Lang, sieht aber trotzdem die Hersteller in der Pflicht. Sie müssen E10 freigeben für die Autos.
Für den ÖAMTC ist es keine Frage mehr, ob E10 in Österreich kommt, sondern nur noch wann. Der ARBÖ dagegen freut sich, dass für den Startschuss immer öfter 2014 anstatt 2012 als Datum genannt wird.