Töchter neben den Söhnen

Bundeshymne wird geändert

Der Text der österreichischen Bundeshymne wird geändert. Statt "Heimat bist du großer Söhne" wird es künftig "Heimat großer Töchter und Söhne" heißen. Dieser Änderung sind jahrelange Diskussionen und zuletzt ein innerparteilicher Krach in der ÖVP vorangegangen.

Morgenjournal, 7.12.2011

"Großer Töchter und Söhne"

Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker, Land der Dome - so kennen wir sie, und so haben Generationen von Schulkindern die 1947 entstandene österreichische Bundeshymne nach den Worten von Paula von Preradovic gelernt.

Ab 2012 werden sie den Text so fortsetzen: Heimat großer Töchter und Söhne.

ÖVP lange dagegen

Schon in den 90er Jahren wollten einzelne Politikerinnen im Text der Hymne auch die Frauen erwähnt wissen; doch sie scheiterten am noch ehernen Zeitgeist, 2005 dann die damalige Frauenministerin Maria Rauch-Kallat von der ÖVP am Widerstand des Koalitionspartners BZÖ.

Heuer hätte dann fast die Volkspartei selbst das Anliegen Rauch-Kallats gekippt, zu Fall gebracht hat sich dann allerdings beinahe der ÖVP-Klubobmann. Karlheinz Kopf verhinderte durch eine Geschäftsordnungsfinte, dass Rauch-Kallat ihren Änderungsantrag bezüglich Töchtern und Söhnen in ihrer letzten Nationalratssitzung einbringen konnte. Die anschließende Kritik an dieser Vorgangsweise war so groß, dass die Parteispitze rasch die Reißleine zog.

Eigentum der Republik

Nun beschließen SPÖ, ÖVP und Grüne gemeinsam die Änderung des Textes der Hymne, FPÖ und BZÖ finden diese nicht gerechtfertigt.

Auch die dritte Strophe wird adaptiert, da werden dann statt Brüderchören Jubelchöre besungen; Kritik, dass das an die Diktion der 1930er Jahre erinnere, verhallte weitgehend ungehört. Juristisch ist die Sache klar - die Bundeshymne gehört der Republik, sie darf sie daher auch ändern.

Bundespräsident zufrieden

Zufrieden mit der nunmehrigen Lösung ist auch das Staatsoberhaupt: Töchter und Söhne würden heute eine gleichwertige Rolle spielen. Das sollte man auch demonstrieren. Und wenn es eine Chance gebe, das durch eine kleine Änderung in der Hymne sicherzustellen, dann sei er dafür, erklärt Bundespräsident Heinz Fischer.

Genugtuung für Rauch-Kallat

Maria Rauch-Kallat wird sich die Änderung der Hymne heute auf der Besuchergalerie des Nationalrates gönnen; sie freut sich, wohl nicht als einzige: es seien viele Frauen gewesen, die dafür waren, quer durch die Fraktionsgrenzen hinweg.

Mit dem heutigen Beschluss wird die Bundeshymne übrigens erstmals in Gesetzesrang erhoben, bisher war sie nur verordnet.