300 in Haus für 78 untergebracht
Kein Platz für unbegleitete Flüchtlinge
In Österreich gibt es immer mehr jugendliche Flüchtlinge. In Traiskirchen sind derzeit 300 sogenannte "unbegleitete Minderjährige" untergebracht, Flüchtlingsorganisationen kritisieren, dass es aber nur 78 Plätze gibt und die Jugendlichen nicht gut genug betreut werden können. Der Großteil von ihnen sollte schon in Bundesländern betreut werden, aber dort gibt es zu wenige Quartiere.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 22.12.2011
Dramatische Situation
Im September waren es knapp 200, jetzt, drei Monate später, sind es schon mehr als 300. Für die Jugendlichen eine dramatische Situation, sagt Heinz Fronek vom Verein Asylkoordination. Man könne nur ärgste Streitereien verhindern. Unterstützung beim Spracherwerb gebe es nicht.
Um 60 Prozent gestiegen
Im Innenministerium verweist man darauf, dass die Zahl der Asylanträge im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen ist - bei den minderjährigen Flüchtlingen um 60 Prozent, sagt Hilbert Karl, Leiter der Abteilung Asyl und Betreuung. Das Projekt für die Jugendlichen sei ausgeweitet worden. Alle Minderjährigen in Traiskirchen würden vom Verein Menschenleben altersadäquat betreut.
Bundesländer säumig
Dennoch, kritisiert Heinz Fronek von der Asylkoordination, sollten 150 der 300 Jugendlichen schon längst in den Bundesländern betreut werden und nicht mehr in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen sein.
Aber diese Plätze gibt es nicht, sagt Fronek, was auch Hilbert Karl bestätigt. Einige Unterkünfte seien aufgelöst worden nachdem es 2010 einen Rückgang gab. Jetzt müssten neue Quartiere geschaffen werden. Das sei aber auch deshalb schwierig, weil der Tagsatz, den Flüchtlingsorganisationen für die Betreuung bekommen, seit 2004 nicht erhöht worden sei, kritisiert Heinz Fronek. Viele sind auf Spenden angewiesen.
Zwar seit sieben Jahren nicht erhöht, aber dennoch ausreichend, entgegnet Hilbert Karl. Ein Tagsatz betrage bis 75 Euro, damit sollte man das Auslangen finden. Was die fehlenden Quartiere betrifft, gebe es derzeit Gespräche mit den Ländern.