WIFO-Experte: Wachstum muss angekurbelt werden
Erfolgsprojekt Eurozone
Karl Aiginger, Chef des WIFO, sieht Eurozone und Gemeinschaftswährung nach wie vor als Erfolgsprojekte. Aiginger wünscht sich aber, dass die europäische Politik nicht nur den Schwerpunkt auf Sparen und Schuldenabbau legt, sondern mehr tut, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in der Eurozone anzukurbeln.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 02.01.2012
Karl Aiginger, WIFO, im Gespräch mit
Kritik am Kurs der EU
Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) Karl Aiginger kritisiert, dass die Politik der EU im vergangenen Jahr zögerlich und einseitig war. Konsolidierungsmaßnahmen seien immer im Vordergrund gestanden, offensive Strategien in den Hintergrund getreten: nämlich durch Bildung, Innvoationen und Umwelttechnologien ein stärkeres Wachstum zu erreichen. "Man kann nicht konsolidieren, wenn man nicht wächst."
"Eurozone ist ein Erfolgsmodell"
Es müsse einen Rettungsschirm geben, der groß genug sei, um auch die großen Länder unter den Schirm zu bringen, um die Schuldenkrise nachhaltig zu lösen. Er glaube, dass man ausschließen kann, dass einzelne Länder aus der Eurozone austreten. "Die Eurozone ist ein Erfolgsmodell. Der Euro hat heute einen höheren Wert als zu Beginn. Es ist eine Stabilitätszone mit einer Inflationsrate unter 2 Prozent. Ein Austritt würde für das Land eine hohe Rezession auslösen und wäre für die verbleibenden Mitglieder ein negativer Beitrag." Die Eurozone werde es in 5 Jahren noch geben und sie werden größer sein, so Aiginger.
Erweiterung der EU entscheidend
Die Erweiterung der EU und der Eurozone sei notwendig. "Europa kann sich entscheiden, ob es in 20 Jahren ein kleines Dorf in der globalisierten Welt ist, das wirtschaftlich unbedeutend ist. Oder Europa kann ein starker Spieler sein, wenn es nicht nur die jetzige EU der 27 umfasst, sondern auch das gesamte Ex-Jugoslawien, vielleicht den einen oder anderen Staat aus der Schwarzmeerregion, und wenn es gute Beziehungen zu Nordafrika hält, so Aiginger.