BKA-Chef Franz Lang im Ö1 Interview
2012 wird Jahr der Internet-Kriminalität
Die Kriminalität verlagert sich zunehmend von der Straße ins Internet. Für Täter werde es etwa immer leichter, gefälschte Web-Shops zu erstellen und Kunden so um ihr Geld zu bringen, sagt Bundeskriminalamts-Chef Franz Lang. Handlungsbedarf gebe es aber auch bei der gestiegenen Einbruchs- und Wirtschaftskriminalität.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 9.1.2012
Franz Lang im Interview mit Barbara Reichmann
Größtes Problem: Bestellbetrug
Auch 2012 werde es die höchsten Steigerungsraten bei der Internetkriminalität geben, glaubt Franz Lang vom Bundeskriminalamt. Schon vergangenes Jahr sind die Fälle von Hackerangriffen und Betrügereien im Internet um das Doppelte bis Vierfache gestiegen. Eine besonders hohe Zunahme gab es vor allem beim so genannten Bestellbetrug. Produkte werden via Internet in gefälschten Web-Shops von Kunden bestellt und bezahlt, kommen aber nie an.
"Täter betreiben hunderte Web-Shops"
Hier gelte es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, heißt es bei der Polizei, denn nach wie vor seien sich viele nicht bewusst, dass sie im Internet ebenso schnell Opfer von Diebstahl werden können, wie auf der Straße. Die Täter sitzen hier jedoch allzu oft in fernen Ländern und werden selten erwischt.
Für diese Täter sei es leicht, mit einem Webshop zu erscheinen und nach 14 Tagen wieder von der Bildfläche zu verschwinden, sagt Lang. Laut dem BKA-Chef würden dieselben Tätergruppen in einem halben Jahr bis zu 300 Webshops betreiben.
Morgenjournal, 9.1.2012
Kriminalitätstrends 2012, Barbara Reichmann
Beamte zur Ausbildung in USA
Die Regierung will nun aktiv gegen Hacker und Internetbetrüger vorgehen. Derzeit werden im Rahmen der Cybercrime-Strategie des Innenministeriums rund 300 Präventionsbeamte ausgebildet, zum Teil in den USA. Die Schwerpunkte liegen im Bereich IT Sicherheit, Datenschutz, Kriminalprävention und aktuelle Bedrohungsszenarien.
"Brauchen globale Ermittlungen"
Handlungsbedarf ortet die die Exekutive aber nach wie vor auch bei der Einbruchskriminalität, also bei Wohnungs- und Autoeinbrüchen. Die Täter seien quasi alte Bekannte, Wiederholungstäter, sagt Lang. Dennoch sei es oft schwer, sie zu stellen, denn: "Diese Einbruchsbanden halten sich nicht stationär auf, sondern wechseln nach 48 Stunden den Bereich."
Zudem würden sich die logistische Netzwerke der Täterorganisationen quer über ganz Europa streuen. Die österreichische Polizei arbeite hier in einem grenzenlosen Umfeld. Die wichtigste Aufgabe für die Zukunft sei daher, die Ermittlungsarbeit zu globalisieren und so die Zusammenarbeit der Behörden einzelner Ländern zu optimieren, sagt Lang.
Wirtschaftskriminalität weiter hoch
Doch auch das Thema Korruption wird die Ermittler 2012 weiter beschäftigen. Lang: "Wir sehen keine Indikatoren, dass die Arbeit geringer werden würde." Und auch hier gelte es, die internationale Zusammenarbeit auszubauen, denn "jeder Fall von Wirtschaftskriminalität ist ein globaler Fall."
Ziel sei es, künftig etwa wesentlich schneller auf kriminelles Vermögen, etwa am Balkan, zugreifen zu können, so der Chef des Bundeskriminalamts.
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