Nach Herabstufung des EFSF
Berlin reagiert gelassen
Am Tag nach der Herabstufung des Euro-Rettungsfonds durch die Ratingagentur Standard & Poor‘s bleiben die Börsen ruhig. In Deutschland stellt man zwar die Rolle der amerikanischen Ratingagenturen in Frage – aber man regt sich nicht sonderlich auf, Deutschland bleibt auch weiter hoch im Kurs der Ratingagenturen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.01.2012
Aus Berlin,
Gelassene Reaktionen
Es ist Gelassenheit angesagt - sowohl der Finanzmarkt als auch die Politiker in Deutschland reagieren wenig beeindruckt auf die ohnehin bereits erwartete Herabstufung des Euro-Rettungsschirmes EFSF durch die Ratingagentur Standard and Poor's. Michael Meister Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion tritt den Befürchtungen entgegen, dass die Handlungsfähigkeit des Rettungsfonds gefährdet sei. Der EFSF müsse nicht weiter aufgestockt werden, er werde ohnehin am 30. Juni 2012 abgelöst durch den europäischen Stabilitätsmechanismus, der dann mit echten Einzahlungen unterlegt sei.
Triple A nicht notwendig
Die Kapitalausstattung des EFSF sei bis zum 30. Juni jedenfalls hinreichend groß. Möglicherweise müssten aber die Länder, die Hilfen vom EFSF erhielten, mehr Geld für ihre Kredite zahlen, so Meister. Bereits am Samstag nach der Herabstufung von neun Euroländern durch S&P - also noch vor dem Downgrading des EFSF beruhigt Kanzlerin Angela Merkel: der EFSF müsse nicht unbedingt mit Triple A bedacht sein.
Auch ein Rating von AA+ sei nicht schlecht, zitiert die Kanzlerin den französischen Finanzminister - und auch sie setzt auf das Inkrafttreten des ESM im Juni.
Nur eine von drei Ratingagenturen
Bis dahin heißt es also durchtauchen. Insgesamt werde die Beurteilung der Ratingagenturen überbewertet, so Unions-Fraktionsvize Michael Meister - die Herabstufung kam schließlich nur von einer von drei amerikanischen Agenturen. Er spricht sich für mehr Wettbewerb in diesem Markt aus.
Ruf nach eigener europäischer Agentur
Denn in Deutschland regt sich zunehmend Unmut über die amerikanischen Ratingagenturen - Standard & Poor's weist zwar den Vorwurf zurück, parteiisch zu sein - nichtsdestotrotz sprechen sich Vertreter der Regierungskoalition in Berlin für eine eigene, unabhängige europäische Ratingagentur aus - etwa nach dem Vorbild der Stiftung Warentest, so der Vorschlag von Außenminister Guido Westerwelle, FDP.