"Ernste Fehleinschätzung"
EU-Kommission erbost über Herabstufung
Der Rundumschlag von Standard & Poor's sorgt für heftige Kritik in Brüssel. Die EU-Kommission bezeichnet die Herabstufung von neun Euroländern als ernste Fehleinschätzung und auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sagt, dass die bereits eingeleiteten Reformen in der Eurozone nicht ausreichend beachtet wurden.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 16.1.2012
"Inhaltlich und zeitlich sehr merkwürdig"
"Kein Kommentar" - das ist die übliche Reaktion der
EU-Kommission, wenn Ratingagenturen schlechte Noten austeilen. Diesmal aber wird kommentiert und reagiert - und zwar ungewöhnlich scharf: Die Begründung für das Massendowngrading von Standard & Poor's sei inhaltlich falsch, sagt EU-Kommissionssprecher Olivier Bailly: "Es handelt sich um eine ernste Fehleinschätzung der Ratingagentur, weil sie behauptet, dass Europa ausschließlich auf Sparmaßnahmen setze. Inhaltlich und auch vom Zeitpunkt her ist das Urteil merkwürdig."
Die EU-Kommission habe sehr wohl eine Strategie für Strukturreformen vorgelegt, um Wachstum und Beschäftigung anzukurbeln.
Rompuy: Bereits fundamentale Veränderungen
Außerdem sei Standard&Poor's offenbar nicht auf dem neuesten Stand, schießt Kommissionsprecher Bailly. "Wir haben mehr und aktuellere Informationen über die Situation in den Mitgliedsländern, deshalb glauben wir auch, dass viele Elemente in der Analyse von Standard&Poors fehlen."
Kritik am Downgrading kommt auch von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. In einem Pressestatement räumt er zwar ein, dass Ratingagenturen und andere Marktteilnehmer die Maßnahmen der Eurozone als unzureichend und unvollständig brandmarken. Aber das sei falsch, denn in den vergangenen zwei Jahren seien fundamentale Veränderungen passiert, die zu einer Stärkung der Eurozone führen werden.