Wird nicht Büroleiter des ORF-Chefs
Niko Pelinka zieht Bewerbung zurück
Niko Pelinka will nicht mehr Büroleiter von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz werden. Nach wochenlangen Protesten gegen die geplante Postenbesetzung hat der ehemalige Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" seine Bewerbung von sich aus zurückgezogen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.1.2012
"Nicht mehr akzeptable Debatte"
In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA erklärte er, der Schritt erfolge nicht, weil er die "falsche Person für diesen Posten" sei. Der Grund sei vielmehr die "andauernde öffentliche Debatte", die ein "nicht mehr akzeptables Ausmaß erreicht" habe. Mit seinem Rückzug wolle er, "weitere untergriffige Angriffe gegen mich, meine Familie und mein persönliches Umfeld vermeiden", hieß es in der Stellungnahme. Darüber hinaus würde die breite öffentliche Diskussion mittlerweile die Substanz des ORF gefährden - und weiteren Schaden wolle er "nicht akzeptieren".
Redakteursrat: Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
"In unseren Protesten ist es nie um den Kampf gegen einzelne Personen gegangen, sondern um das System der politischen Packelei. Uns geht es um die Unabhängigkeit des Rundfunks", kommentiert der Vorsitzende des ORF-Redakteursrats, Fritz Wendl die Entwicklungen. "Wie es den ORF-Journalistinnen und Journalisten dann in den seither vergangenen vier Wochen gemeinsam mit einer breiten, wachsamen Öffentlichkeit gelungen ist, die Bedeutung eines wirklich unabhängigen ORF eindrucksvoll zu vermitteln, ist zweifellos eine entscheidende Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mit allen damit verbundenen Verpflichtungen."
Wrabetz: Schaden abgewendet
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz erklärt: Die geplante Bestellung von Niko Pelinka sei ebenso wenig Gegenstand einer parteipolitischen Absprache wie sein nun bekanntgegebener Rückzug. Die Diskussion innerhalb des Unternehmens lege auch Zeugnis ab von Stärke, Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit der journalistischen Mitarbeiter/Innen. Es gehe ausschließlich, wie auch von den ORF-Redakteurinnen und -Redakteuren formuliert, darum, Schaden für das Ansehen des Hauses abzuwenden, "was selbstverständlich auch zu meiner Verantwortung gehört".
Wrabetz kündigt nun an, die Ausschreibung für den Büroleiter Generaldirektion aufzuheben. Auch die geplanten neuen Agenden Bundesländerkoordination und Strategische Planung, die auch von Prüfungskommission und Rechnungshof gefordert sind, sollen nicht als Abteilungsstrukturen eingerichtet, sondern auf Projektebene weiter verfolgt werden. Eine allfällige spätere Neustrukturierung der Generaldirektion werde intern ausführlich diskutiert und allfällige Positionen würden nach entsprechender Ausschreibung besetzt, so Wrabetz in seiner Erklärung.
Pelinkas Erklärung im Wortlaut
"Die andauernde öffentliche Debatte über meine Person und meine mögliche Bestellung zum Büroleiter des ORF-Generaldirektors hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr akzeptabel ist. Ich ziehe mich von dieser Ausschreibung zurück. Dieser Schritt erfolgt nicht, weil ich die falsche Person für diesen Posten bin. Er ist einerseits notwendig, weil ich weitere untergriffige Angriffe gegen mich, meine Familie und mein persönliches Umfeld vermeiden möchte. Er erfolgt auch, weil eine breite öffentliche Diskussion mittlerweile die Substanz des ORF gefährdet und ich weiteren Schaden nicht akzeptieren will. Die unerfreulichen formalen Unstimmigkeiten rund um die Bestellung sind ein weiterer Grund für diesen Schritt. Die Perspektive einer wochenlangen Weiterführung dieses unwürdigen Theaters möchte ich weder mir noch dem ORF zumuten. Außerdem möchte ich nicht das Symbol für etwas sein, das nicht meiner persönlichen Wertehaltung entspricht. Der Grund für mein angestrebtes Engagement im ORF war ausschließlich mein persönliches Vertrauensverhältnis zu Alexander Wrabetz und mein Interesse am Medienunternehmen ORF. Ich freue mich nun auf spannende berufliche Aufgaben in der Zukunft."
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