SPÖ und Steuerexperten sehen "Ungerechtigkeit"
Bauernkinder bei Studienbeihilfe begünstigt
SPÖ und Arbeiterkammer werfen Österreichs Bauern immer wieder vor, von den niedrigen Einheitswerten auf Grundstücke steuerlich zu profitieren. Laut SPÖ ergibt sich daraus auch ein weiterer Vorteil: Weil die Vermögenswerte von Bauern oft zu niedrig bemessen werden, würden deren Kinder überdurchschnittlich oft Studienbeihilfe beziehen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.01.2012
Katja Arthofer
Anteil der Beihilfenbezieher über Durchschnitt
Nur drei Prozent der erwerbstätigen Männer sind Bauern, gleichzeitig kommen laut SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl aber knapp zehn Prozent aller Bezieher von Studienbeihilfen aus Bauernhaushalten. Es sei "sehr auffällig", dass gerade Kinder aus Bauernhaushalten häufiger Studienbeihilfe beziehen als andere Bevölkerungsgruppen - und das auch noch in deutlich größerem Umfang, so Kuntzl.
2.790 Bauernkinder haben zuletzt Studienbeihilfe bekommen, drei Viertel von ihnen ein Höchststipendium. Ein wesentlicher Grund dafür sei die sogenannte Vollpauschalierung. Bis zu einem Wert von 100.000 Euro - das entspricht rund 114 Hektar Land - müssen Bauern nämlich nicht ihre tatsächlichen Einnahmen versteuern. Der Gewinn aus der landwirtschaftlichen Nutzung wird vielmehr pauschal angenommen.
"Ungerechte Situation" durch Pauschalierung
Das hat zur Folge, dass viele Bauern gar keine Einkommenssteuer zahlen. Der Grund und Boden österreichischer Bauern wird somit nicht nach seinem tatsächlichen Marktwert eingestuft, sondern nach schon lange nicht mehr angepassten Einheitswerten. Und diese "massive Unterbewertung" führe zu dieser ungerechten Situation, so Kuntzl.
Auch Steuerexperte Werner Doralt bestätigt, dass die steuerliche Pauschalierung von Bauern weitreichende Folgen hat. Viele Bauernkinder würden Beihilfen bekommen, obwohl deren Eltern gar nicht in den entsprechenden Einkommensbereich hineinfallen sollten, so Doralt.
Kuntzl: Einheitswerte reformieren
Denn während Angestellte, deren Kinder oft Studienbeihilfe beziehen, im Durchschnitt 24.000 Euro im Jahr verdienen, hätten die betroffenen Bauern am Papier oft nur ein Einkommen von 4.000 Euro jährlich, rechnet SPÖ-Wissenschaftssprecherin Kuntzl vor. Das tatsächlich Einkommen sei aber weitaus höher.
Kuntzl fordert daher einmal mehr eine Reform der Einheitswerte, und eine Abschaffung der Einkommenssteuer-Vollpauschalierung.