Stichwort Einkommenssteuer und Umwidmungen
Steuerprivilegien der Bauern am Prüfstand
Auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten geraten nach den Sportlern jetzt auch die Bauern ins Visier. Experten sehen hier Steuerprivilegien wie kaum eine Einkommenssteuer und keine Abgaben bei Umwidmungen von Grundstücken. Die Regierung schaut sich diese Punkte derzeit zumindest einmal an.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.01.2012
SPÖ will Steuergerechtigkeit
Die Steuervorteile für Bauern sind Gegenstand der koalitionären Verhandlungen, bestätigt Kai Jan Krainer, Budgetsprecher der SPÖ. Es gehe hier um Steuergerechtigkeit.
In der Diskussion geht es vor allem um die sogenannte Vollpauschalierung, die für Betriebe bis zu einem Einheitswert von 100.000 Euro, das sind rund 114 Hektar, gilt. Hier müssten keine Aufzeichnungen gemacht werden.
Doralt: Es geht um 200 Millionen
Hier gehe es um viel Geld, sagt Steuerexperte Werner Doralt. Laut einer zwei Jahre alten Studie konkret um 200 Millionen Euro. Mindestens 100 Millionen davon würde auf große Betriebe fallen und nicht auf kleine Bauern.
Wlodkowski: Pauschalierung muss bleiben
Man sei bereit, über etwaige Zitat „Verwerfungen“ zu diskutieren, so Landwirtschafts-Präsident Gerhard Wlodkowski. Aber einfach werde das Ganze nicht werden. Bei den Bauern gehe es auch um eine zweite Dimension, denn beim Einheitswert hänge auch die Sozialversicherung dran. Die Pauschalierung sollte deshalb auch nach den Verhandlungen aufrechterhalten werden.
Berlakovich: Noch mehr Bürokratie
Was eine etwaige Abschaffung der Pauschalierung für landwirtschaftliche Betriebe angeht kommt aber von Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich von der ÖVP eine klare Absage: man diskutiere derzeit über eine Reduktion von Verwaltung und Schreibtischen. Eine Abschaffung der Pauschalierung würde aber ein Vielfaches an Bürokratie erfordern.
Doralt: Argument nicht haltbar
Ein Argument, das Steuerexperte Doralt nicht gelten lässt. Das sei, so wörtlich, eine dumme Ausrede. Alles sei heute automatisiert. Die Bauern würden ihre Steuererklärung über den Steuerberater EDV-mäßig eingeben. Das Argument sei heute deshalb nicht mehr haltbar, so Doralt.
Bei Umwidmungen gesprächsbereit
Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich von der ÖVP ist allerdings gesprächsbereit wenn es um die Besteuerung von Gewinnen geht, die entstehen, wenn landwirtschaftliche Grundstücke in Bauland umgewidmet und dann verkauft werden. Das sei ein gangbarer Weg als Beitrag der Landwirtschaft zur Sanierung der Staatsfinanzen.