Atomexperte kritisert "zahme" EU-Politik
"Iran-Sanktionen nicht konsequent"
Nach Ankündigung europäischer Sanktionen berät das iranische Parlament am Sonntag ebenfalls über ein Gesetz, die Ölexporte in die EU zu stoppen. Eine Delegation der IAEO sucht gleichzeitig nach diplomatischen Lösungen. Der deutsche Nuklearexperte Mathias Küntzel kritisiert die Iran-Politik Europas jedoch als inkonsequent.
8. April 2017, 21:58
Unterhändler dreit Tage im Iran
Die Delegation der internationalen Atomenergiebehörde IAEO wird nur drei Tage in Teheran bleiben. Zu kurz, um alle offenen Fragen zu behandeln, sagen Kritiker. Von einem ernsthaften Dialog könne ohnehin keine Rede sein, so der deutsche Nuklearexperte Mathias Küntzel. Der Iran könne dem Westen nur entgegenkommen, indem er ein Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag unterschreibe, so Küntzel. "Alles andere ist Augenauswischerei".
Mittagsjournal, 28.01.2012
Lucien Giordani
"Iran kann Hiroshima-Bombe bauen"
Dabei gebe es dringend Handlungsbedarf. Wie weit das Atomprogramm des Iran schon fortgeschritten sei, könne zwar niemand genau sagen. Küntzel ist sich aber sicher, dass der Iran schon jetzt in der Lage wäre, eine primitive Atomwaffe zu bauen. "Man muss davon ausgehen, dass sie bereits eine Bombe, wie sie in Hiroshima zum Einsatz kam, bauen können". Für eine "moderne" Atomwaffe auf Plutoniumbasis würde der Iran aber noch Zeit brauchen, so der Experte.
"Sanktionen nicht konsequent"
Küntzel plädiert daher auf schärfere Sanktionen. Die bisher beschlossenen hält er für "zu zahm und zu zaghaft." Alleine die Tatsache, dass das Ölembargo der EU erst in einem halben Jahr in Kraft treten würde, gäbe den iranischen Politikern genug Zeit, sich andere Kunden zu suchen. "Das ist nicht konsequent. Und auch nicht konsequent ist, dass die EU im Unterschied zu den USA oder Großbritannien bei den Sanktionen gegen die iranische Zentralbank eine große Ausnahme macht, wenn es um legale Geschäfte geht", kritisiert Küntzel.