Geld unbekannter Herkunft

Ermittler zweifeln an Grassers Darstellung

Woher kommt das Vermögen von Karl-Heinz Grasser? Das ist für die Ermittler nach der Analyse der Geldbewegungen auf Grasserkonten unklar. Vor allem können sie nicht nachvollziehen, woher die 500.000 Euro kommen, die Grasser für seine Schwiegermutter investiert haben will.

Morgenjournal, 1.2.2012

Zweifel an Darstellung

Am Anfang der BUWOG-Ermittlungen reagierte Ex-Finanzminister Karl Heinz Grasser auf Journalistenfragen zu einem Hypo-Bank Investment immer sehr ungehalten. Erst Monate später räumte Grasser ein, das er 500.000 Euro von seiner Schwiegermutter erhalten und investiert habe, angeblich um seine Fähigkeiten als Investor zu demonstrieren. Eine Darstellung, der die Polizeiermittler aber für wenig glaubhaft halten.

Vertrag gefälscht?

Über die Gründe für den Zweifel der Ermittler dringen immer mehr Details an die Öffentlichkeit: Zum Beispiel gibt es zwischen Grasser und seiner Schwiegermutter keinen Treuhandvertrag, schreibt die Zeitschrift "Falter". Das wäre aber nach österreichischem Gesetz zwingend notwendig. Grasser hat, laut Polizeibericht, bisher nur die Kopie zu einem Zusatzvertrag mit der Schweizer Ferint AG vorgelegt, über die das Investment lief. Dieser trägt zwar Grassers Unterschrift. Doch die Polizei schließt eine Fälschung nicht aus: "Es besteht der Verdacht, dass der Vertrag nachträglich angefertigt wurde", zitiert der "Falter" aus dem Polizeibericht. Originalverträge hat Grasser trotz mehrmaliger Aufforderung bis heute nicht vorgelegt - um kriminaltechnische Untersuchungen des Dokumentes zu verhindern, so der Verdacht.

Unplausibles Einkommen

Was den Ermittlern noch auffällt: Der Schweizer Treuhänder der Ferint AG, Grassers Geschäftspartner, hat der Schwiegermutter kein Honorar für seine Leistungen verrechnet. Doch woher stammen die 500.000 Euro aus Sicht der Ermittler? Für die Wirtschaftspolizisten steht fest: Als Finanzminister verfügte Grasser jedenfalls, damals, 2005, nicht über ein Einkommen, das Einzahlungen in dieser Höhe plausibel machen würde. Schmiergeldverdacht steht im Raum.

Getarnte Überweisungen?

Das Geld Hypo-Investment samt üppigem Gewinn überwies Grasser schließlich nicht an die Schwiegermutter, sondern an eine weitere Treuhandgesellschaft, die Mandarin Group mit Sitz in Belize und Konto in Liechtenstein. Auf dieses Konto überwies übrigens auch Walter Meischberger 500.000 Euro. Für die Ermittler besteht der Verdacht, dass es sich dabei um eine Überweisung an Grasser handelt, getarnt als harmloser Kredit. Und zwar ganz kurz vor Auffliegen der BUWOG-Affäre. Die Genannten weisen derartige Vorwürfe vehement zurück.

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