Zahlenwerk mit Unbekannten

Griechen-Hilfe: Einiges noch in Schwebe

Das zweite Hilfspaket für Griechenland mit 130 Milliarden Euro soll Athen eine Atempause verschaffen und vor der Zahlungsunfähigkeit retten. Doch noch sind einige Fragen offen: Wie viele Privatgläubiger verzichten auf die Hälfte des verliehenen Geldes? Und wie sehr hilft der Internationale Währungsfonds? Davon hängt ab, wie viel die Euro-Länder für Griechenland tatsächlich zahlen müssen.

Mittagsjournal, 22.02.2012

130 Milliarden bis 2014

Der Verhandlungsmarathon über das zweite Hilfspaket für Griechenland hat 13 Stunden lang gedauert, das Ergebnis war für die Finanzmärkte aber keine Überraschung, sagt Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International: mit einer Einigung sei gerechnet worden.

Das zweite Hilfsprogramm sieht bis 2014 Kredite und andere Hilfen im Umfang von 130 Milliarden Euro vor. Ziel ist es, den Schuldenberg Griechenlands bis 2020 auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes zu verkleinern.

Zinsen schon verringert

Die Europäische Zentralbank darf sich am Schuldenschnitt nicht beteiligen, weil das als Staatsfinanzierung gelten würde und das ist nach EU-Recht verboten. Allerdings hat die EZB schon seit Jahresanfang den Finanzmarkt mit günstigen Krediten versorgt. Viele Banken haben das genützt, um in Staatsanleihen von anderen Euro-Schuldenländern zu investieren und das hat Wirkung gezeigt, erklärt Raiffeisen-Chefanalyst Brezinschek: es ist zu signifikanten Zinsrückgängen gekommen, so etwa muss Spanien jetzt statt über sechs nur mehr fünf Prozent.

Strukturreformen überfällig

Wie lange das 130 Milliarden-Hilfspaket tatsächlich reichen wird, hänge auch davon ab, ob Griechenland die notwendigen Strukturreformen zügig umsetzen kann. Denn dann würde das Land auch für Investoren wieder interessant, sagt Brezinschek. Strukturreformen müssten nicht unbedingt Geld kosten: Förderung des Unternehmertums, einen Rückbau der Bürokratie, Abschaffung von Monopolen, Privatisierungen – das alles könnte auch mit Einnahmen verbunden sein.

Entgegenkommen aus Brüssel

Außerdem habe Brüssel schon Bereitschaft gezeigt, EU-Fördergeld für Zukunftsinvestitionen wie Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung an Griechenland zu vergeben, ohne dass Athen einen eigenen Beitrag leisten müsste. Das würde einen Ruck geben, den Griechenland auf die Beine stellen könnte, ist Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek zuversichtlich.