Versuchte Politikerbeeinflussung?

Neue Details zur Telekom-Affäre

Die 200.000 E-Mails aus der Telekom, die der Zeitschrift "News" zugespielt wurden, sorgen weiter für Zündstoff. Mittlerweile hat auch die Staatsanwaltschaft Zugriff auf den brisanten Mailverkehr und "News" veröffentlicht weitere Details. So soll sich die Telekom-Spitze durch Sponsoring bemüht haben, über einen SPÖ-Abgeordneten den damaligen Bundeskanzler Gusenbauer zu beeinflussen.

Mittagsjournal, 22.02.2012

IV-Beyrer im Visier

Vom Jägerball bis zum offenbar heißbegehrten Promi-Schaulaufen beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel, Jagden bei Alfons Mensdorff-Pouilly bis hin zum exklusiven Abendessen mit Vizekanzler Wilhelm Molterer und Starkoch Reinhard Gerer: In seiner früheren Funktion als Generalsekretär der Industriellen-Vereinigung (IV), taucht Markus Beyrer, laut "News" auf zahlreichen Einladungslisten der früheren Telekomspitze auf - als Gast des damaligen Telekom-Chefs Rudolf Fischer, der in der Causa als Beschuldigter gilt.

Beyrer soll im Gegenzug als IV-General etwa Protestmails der Telekom-Belegschaft an die Industriellenvereinigung postwendend an die Telekomchefs weitergeleitet haben, schreibt "News" und zitiert aus einer E-Mail: "Wie mit Generalsekretär Beyrer besprochen, das Schreiben aus dem Zentralausschuss der Telekom". Nun soll Beyrer als ÖIAG-Chef und Aufsichtsrats-Vorsitzender der Telekom firmenintern für die vollständige Aufklärung der Korruptionsaffäre sorgen. Bei der ÖIAG wollte man vorerst keine Stellungnahme abgeben.

Joggen mit Gusenbauer

Auch der ehemalige SPÖ-Sicherheitssprecher Rudolf Parnigoni ist Thema in Telekom-internen Emails. Zitat: "Parnigoni kann unsere Anliegen unterstützen, sobald wir das Signal geben, wird er den nächsten Jogging-Termin mit Alfred Gusenbauer vereinbaren." Im selben Telekom-internen Mail wird vorgeschlagen, Parnigonis Fußballklub FC Gmünd mit 8.000 Euro zu unterstützen, und sein Verein Pro Niederösterreich erhielt jährlich 3.000 Euro. Nichts Verwerfliches, findet der seit 2008 pensionierte Abgeordnete Parnigoni. Er habe auch nicht gewusst, welche Intentionen die Telekom hatte, es habe mit ihm keine Hintergrundvereinbarung für eine Gegenleistung gegeben.

Apropos Alfred Gusenbauer: In einem anderen, "News" zugespielten Mail heißt es: Gusenbauer möchte auch heuer wieder mit Franz Klammer Skifahren, und von den Landeshauptleute-Büros Voves und Burgstaller gab es offenbar Ticket-Anfragen für die Schirennen in Schladming.

Querverbindungen zum BZÖ

Durch den E-Mail-Verkehr könnte auch die Werberin Tina Haslinger in Bedrängnis geraten. Über sie liefen die Telekomzahlungen an das BZÖ für den Vorzugstimmenwahlkampf von Ex-Justizministerin Karin Gastinger. Haslinger hatte als U-Ausschuss-Zeugin unter Wahrheitspflicht angegeben, mit der Telekom nie Kontakt gehabt zu haben. Das dürfte so nicht stimmen, schreibt "News" und verweist auf Mails zwischen Haslinger und Telekommanager Gernot Schieszler.