Ametsreiter verlangt 20 Millionen Euro

Korruptionsaffäre: Telekom fordert Geld zurück

Mit einer tiefroten Bilanz für 2011 und einer Ankündigung hat die Telekom Austria (TA) am Donnerstag aufhorchen lassen. Das Unternehmen hat im Vorjahr mehr als 250 Millionen Euro Verlust gemacht. TA-Chef Hannes Ametsreiter will in der Korruptionsaffäre von diversen Begünstigten insgesamt 20 Millionen Euro zurückfordern.

Mittagsjournal, 23.2.2012

Ametsreiter denkt nicht an Rücktritt

Auch wenn er derzeit unter großem Druck steht, hat Ametsreiter auch in den letzten Wochen nicht an Rücktritt gedacht, das stellt gleich zu Beginn der heutigen Pressekonferenz klar. Dann kündigt Ametsreiter Rückforderungen in den diversen Korruptionsaffären an, in einem Ausmaß von rund 20 Millionen Euro. "Wir haben circa 20 Anzeigen und Privatbeteiligtenanschlüsse eingebracht und werden die klarerweise weiter verfolgen", stellte Ametsreiter klar.

Konkret gehe es darum, überall dort Geld zurückzuholen, wo Zahlungen keine Leistung gegenüberstehen, sagt Ametsreiter. Als Beispiel nennt er das Manager-Bonusprogramm 2004, das vermutlich durch Kursmanipulationen zustande gekommen ist und bei dem das damalige TA-Führungsteam und weitere rund 100 Manager insgesamt neun Millionen Euro an Prämien erhalten hätten.

Public-Affairs-Manager beurlaubt

Auch Ametsreiter hat damals Bonuszahlungen erhalten, diese aber inzwischen auf ein Treuhandkonto überwiesen. Auch jene neun Millionen Euro, die in den vergangenen Jahren direkt an die Firma Valora von Lobbyist Peter Hochegger geflossen sind, können zurück gefordert werden.

"Überall dort, wo wir eine Möglichkeit finden, juristisch Geld zurückzufordern, dann werden wir das auch tun", kündigte Ametsreiter an.

Weiterer Knalleffekt: Public-Affairs-Manager Michael Fischer ist ab sofort beurlaubt. Fischer ist seit 2007 bei der Telekom und war davor ÖVP-Organisationsreferent. Ihm wird unter anderem ein Email zugeschrieben, in dem von Zahlungen an die ÖVP die Rede ist. Man werfe Fischer nichts vor, aber es habe sich eine ungünstige Optik entwickelt, so Ametsreiter.

Für heuer Gewinn erwartet

Zu den 200.000 Mails zu den diversen Korruptionsfällen bei der Telekom meint Ametsreiter, er wisse bis heute nicht, welche Mails das genau seien. Vermutlich dürften die Schriftstücke aber vom Ex-Telekommanager Gernot Schieszler stammen, der sich der Justiz als Kronzeuge anbietet. Insgesamt arbeite die Telekom in bester Kooperation mit der Staatsanwaltschaft zusammen, betont Ametsreiter.

Die Bilanz 2011 wird vor allem durch drei Faktoren gedrückt: der intensive Preiskampf am Mobilfunkmarkt, Regulierungsmaßnahmen wie die Reduktion der Roaming-Tarife und die weißrussische Tochter Velcom. Für heuer erwartet die Telekom Austria allerdings wieder einen dreistelligen Millionengewinn.