Einzeltätertheorie steht in Frage
Neue Zweifel im Fall Kampusch
Die Ermittlungen rund um die Entführung von Natascha Kampusch dürften tatsächlich noch einmal neu aufgerollt werden - diesmal möglicherweise mit Hilfe amerikanischer und deutscher Kriminalisten. Werner Amon (ÖVP), Chef des eigens eingerichteten parlamentarischen Ausschusses, hält es für fast ausgeschlossen, dass Wolfgang Priklopil ein Einzeltäter war.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.2.2012
Seit Monaten prüft ein geheim tagender Parlamentsausschuss die Polizei-Akten rund um den Fall Kampusch. Und erstmals hat sich jetzt der Ausschussvorsitzende Werner Amon zu Wort gemeldet. Er hält es für fast ausgeschlossen, dass Wolfgang Priklopil ein Einzeltäter war und stellt neuerliche Ermittlungen in den Raum.
Einzeltäter-Theorie wackelt
Bis Ende März dürfte der geheim tagende Unterausschuss seine Prüfung der Ermittlungen in dem Entführungsfall abschließen. Der Vorsitzende, der ÖVP-Abgeordnete Werner Amon hat sich aber schon jetzt gegenüber dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel geäußert und sagt im Ö1-Interview: die Einzeltäter-Theorie scheine nur schwer haltbar zu sein.
Und weiter meint Amon zum sogenannten Fall Kampusch oder besser Fall Priklopil, es sei auszuschließen, dass alles in Ordnung sei.
Neue Ermittlungen oder U-Ausschuss
Zwei Varianten gäbe es dann laut Amon: Einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss oder neuerliche Ermittlungen. Laut "Kronenzeitung" wollen Ausschussmitglieder, dass das amerikanische FBI und deutsche Kriminalisten eingeschaltet werden. Amon dazu: es seien zwei renommierte Einrichtungen, aber der Ausschuss habe sich noch keine Meinung dazu gebildet. Allerdings bei Fällen, die lange zurückliegen, sei es international durchaus üblich, ein Cold-case-Management aufzuziehen.
Doch zwei Entführer?
Der Ausschussvorsitzende Amon betont, die Innsbrucker Staatsanwaltschaft habe zuletzt nicht den Entführungsfall ermittelt, sondern nur, ob damit befasste Staatsanwälte Amtsmissbrauch begangen haben. Allerdings hatte es von Seiten der Justiz bei der Präsentation des 700-seitigen Innsbrucker Ermittlungsergebnisses geheißen, man sei überzeugt, Kampusch-Entführer Wolfgang Priklopil keinen Komplizen oder Mitwisser hatte.
Warum er nun an mehrere an der Entführung beteiligte Täter glaubt, will der Unterausschuss-Vorsitzende Amon vorerst nicht sagen.
Zuletzt aber hatte ein ausländisches Medium über eine zweite Entführungszeugin berichtet. Angeblich untermauern ihre Aussagen zum Teil die Aussagen jener Zeugin, die von zwei Entführern gesprochen hat.
Auch Selbstmord angezweifelt
Kolportiert werden auch neue Zweifel, ob der Entführer Wolfgang Priklopil Selbstmord begangen hat oder womöglich ermordet wurde. Weitergehende Details über offene Fragen aus Sicht der Parlamentsabgeordneten werden möglicherweise erst Ende März bekannt gegeben, wenn der geheim tagende Unterausschuss seine Arbeit beendet hat.