Erstmals vor Hollande
Präsidentenwahl: Sarkozy schließt auf
In den französischen Wahlkampf ist seit dem letzten Wochenende und der riesigen Wahlveranstaltung von Nicolas Sarkozy vor rund 50.000 Anhängern endgültig Bewegung gekommen. Vor dem ersten Wahlgang am 22. April, hat der amtierende Präsident in einer Meinungsumfrage erstmals seinen sozialistischen Herausforderer, Francois Hollande, überholt: 28,5 Prozent für Sarkozy, 27 für Hollande.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 14.3.2012
Aus Paris,
Sarkozy zurückhaltend
Frankreichs Präsident und Kandidat, Nicolas Sarkozy gab sich gestern während einer Wahlkampfreise in der Bretagne, nach der ersten für ihn wirklich positiven Meinungsumfrage dezidiert zurückhaltend: "Nichts ist entschieden, nichts ist erledigt, ich hab vorher Wahlkampf gemacht und werde weiter Wahlkampf machen und ich werde nicht jetzt Umfragen kommentieren, wo ich mich bisher geweigert habe sie zu kommentieren – das hätte doch keinen Sinn.“
Hollande warnt vor Euphorie
Francois Hollandes Wahlkampfsprecher, Manuel Valls, schien diese Umfrage beinahe gelegen zu kommen, um die verfrühte Euphorie mancher Sozialisten zu dämpfen – auch sie seinen Kandidaten in der entscheidenden Stichwahl mit 54,5 Prozent immer noch klar in Front sieht: „Es war bislang ja eine Ausnahme. Bei allen vorhergehenden Präsidentschaftswahlen lag ein amtierender Präsident als Kandidat immer vorne. Das bedeutet aber ganz einfach auch, dass noch nichts entschieden ist in der Konfrontation mit einem Nicolas Sarkozy, der zu allem bereit ist.“
Sarkozy setzt auf Rechts
Der amtierende Präsident hat sich als Kandidat in den letzten Tagen ganz eindeutig dafür entschieden, durch einen deutlichen Rechtsruck, wie schon vor fünf Jahren zu versuchen, Wähler von der extremen Rechten Marine Le Pens abzuwerben – etwa durch die Drohung, Frankreich werde sich aus dem Schengen-Abkommen zurückziehen und zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung wieder Grenzkontrollen einführen. Dies brachte ihm gestern unter anderem die empörten und eher ungewöhnlichen Worte des Fraktionschefs der Liberalen im Europaparlament, des Belgiers Guy Verhofstadt ein: „Man fragt sich, wer der Kandidat der extremen Rechten ist. Ist es Le Pen oder Sarkozy? Wenn ich die Entwicklung dieses Wahlkampfs sehe, so sage ich mir: das haben wir noch nie gesehen, dass ein amtierender französischer Präsident eine derartige Sprache benutzt.„
Europa als Sündenbock
Der Politologe Bruno Cautres dagegen zeigt sich nicht erstaunt, dass der Kandidat Sarkozy Europa wieder einmal als Sündenbock benutzt: "Es gibt eine ganze Anzahl von Fragen und Sorgen der Franzosen bezüglich Europa und Nicolas Sarkozy versucht mit diesen Äußerungen ganz eindeutig, die rechten Wähler des Neins zur EU-Verfassung beim Referendum 2005 an sich zu ziehen."
Ob die Tendenz, dass Nicolas Sarkozy nach dem ersten Wahldurchgang vor seinem sozialistischen Herausforderer Hollande landen könnte, sich wirklich verfestigt, wird man erst am Ende der Woche wissen: dann werden sämtliche Meinungsforschungsinstitute ihre jüngsten Umfragen nach Sarkozys großem Wahlkampf- und mehreren wichtigen Fernsehauftritten der letzten Tage veröffentlicht haben. Eine erste weitere Umfrage gestern Abend bestätigte diesen Trend bereits nicht mehr: 30% für den Sozialisten Hollande, nur 26 für Nicolas Sarkozy lautet eine Prognose des Instituts SOFRES.